Erleichterung an den Märkten: Hoffnungsschimmer im Inflationsgeschehen

Internationale Aktienmärkte und nicht auf den Dollar lautende Währungen atmen auf, beflügelt durch einen hoffnungsvollen Start in die Gewinnsaison und moderate US-Kerndaten zur Inflation. Dies nährte die Erwartungen an mögliche Zinssenkungen der Fed noch in diesem Jahr. Allerdings könnte diese Erholungskurze nur temporär sein. Die Inflationsrate in den USA bleibt geringfügig über dem Wohlfühlbereich und könnte durch die wirtschaftspolitischen Pläne der künftigen Trump-Administration unter Druck geraten, sollten aggressive Maßnahmen in den Bereichen Zölle und Steuern umgesetzt werden. In den europäischen Handelsstunden wird der Verkaufsbericht von Richemont, der Muttergesellschaft von Cartier, mit Spannung erwartet. Er liefert den ersten Einblick in die Nachfrage nach Luxusgütern, während das Wachstum in China schwächelt. Hoffnungsträger der Branche sind die US-Konsumenten. Im Nahen Osten beobachten Investoren mit Argusaugen die neuesten Entwicklungen, nachdem Israel seine Angriffe auf Gaza unmittelbar nach der Verkündung eines Waffenstillstands und einer Geiselvereinbarung intensiviert hat, um einen 15-monatigen Konflikt zu beenden. Während der fast milde Dezember-Kerninflationswert in den USA die Stimmung hob, blieben Analysten vorsichtig: Die jährliche Rate von 3,2 % erscheint immer noch hoch, was die Fed vermutlich noch länger abwartend verharren lässt. Zusätzlich stützen starke Gewinne der US-Banken Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Wells Fargo und Citigroup die positive Marktstimmung. Wall-Street-CEOs zeigten sich optimistisch, dass die neue US-Regierung wirtschaftsfreundlich agieren wird. Das Interesse der europäischen Chip-Hersteller richtet sich auf den Gewinnbericht von Taiwan Semiconductor Manufacturing Co, dessen Ergebnisse größtenteils den Erwartungen entsprachen. Angesichts der Kunden wie Apple und Nvidia ist TSMC ein wichtiger Indikator für die Nachfrage nach KI-bezogenen Chips. Der Yen erwies sich am Donnerstag als größter Währungstreiber und erreichte nach Kommentaren von Kazuo Ueda, dem Gouverneur der Bank of Japan, in asiatischen Handelsstunden ein einmonatiges Hoch, was die Spekulationen über eine Zinserhöhung kommende Woche anheizte. Der überwiegende Teil der von Reuters befragten Ökonomen erwartet, dass die BOJ in einem der beiden Treffen dieses Quartals die Zinsen anheben wird, wobei die Mehrheit ein Szenario im Januar favorisiert. Eine mögliche Anhebung seitens der BOJ würde jedoch voraussetzen, dass die Märkte ruhig bleiben, wenn Donald Trump am kommenden Montag ins Weiße Haus zurückkehrt. Sein Amtseinführungsvortrag wird von Politikern und Entscheidungsträgern weltweit genau beobachtet, um seine möglichen politischen Schritte abzuschätzen. Analysten erwarten, dass Trumps Politik das Wachstum fördern, aber auch den Inflationsdruck erhöhen wird, was den Dollar weiter unterstützt. Tatsächlich ist der Dollar-Index in den zwei Monaten seit der US-Wahl um 5 % gestiegen, in Erwartung, dass die Fed die Zinsen länger auf hohem Niveau halten wird. Trump-Treasury-Chef Scott Bessent versprach, den Dollar als Weltreservewährung zu sichern und skizzierte in seiner vorbereiteten Aussage vor dem Finanzausschuss des US-Senats eine Vision für ein "neues wirtschaftliches goldenes Zeitalter". Andernorts beließ Südkoreas Zentralbank den unerwartet Leitzins unverändert und signalisierte, dass sie angesichts der innenpolitischen Unruhen, die auf die Währung lasten, abwarten muss, bis sich die Lage stabilisiert, bevor sie weitere Zinssenkungen in Betracht zieht.