Grenfell-Tower: Sieben Jahre nach der Katastrophe bleibt die Gerechtigkeit aus
Eulerpool Research Systems •5. Sept. 2024
Takeaways NEW
- Die Untersuchung zum Grenfell-Tower-Brand zeigt jahrelanges Versagen der Regierung und der Bauindustrie.
- Strafverfolgungen gegen Verantwortliche sollten so schnell wie möglich vorangetrieben werden.
Die Liste der Verantwortlichen für das verheerende Feuer im Grenfell Tower 2017, das 72 Menschen das Leben kostete, ist erschreckend umfangreich. Im Vordergrund stehen nach der Untersuchung unfähige Minister und lokale Regierungsbeamte sowie "skrupellose" Lieferanten von unsicheren Verkleidungsmaterialien. Doch auch Auftragnehmer, Architekten, Regulierungs- und Industrieverbände sowie die Feuerwehr Londons haben laut dem Bericht eine Rolle in dieser verhinderbaren Katastrophe gespielt, die nicht nur Großbritannien, sondern die ganze Welt erschütterte. Auch wenn die siebenjährige Untersuchung erfolgreich die Schuldzuweisungen erklärt hat, bleibt die wahre Gerechtigkeit aus. Dort, wo Gesetze gebrochen wurden, müssen Strafverfolgungen folgen.
Der 1.700 Seiten umfassende Grenfell-Bericht von Richter Sir Martin Moore-Bick weist Parallelen zu einer Untersuchung aus dem Mai auf, bei der es um 30.000 Menschen ging, die in den 1970er und 1980er Jahren mit kontaminiertem Blut infiziert wurden. Beide Fälle verdeutlichen das Versagen des britischen Staates und skrupelloser Lieferanten. Solche Nachrichten der Enttäuschung durch diejenigen, die eigentlich für Sicherheit sorgen sollten, scheinen für die Briten zur traurigen Gewohnheit zu werden.
Der Grenfell-Bericht spricht von "Jahrzehnten des Versagens" seitens der Regierungen und der Bauindustrie, die Risiken von brennbaren Fassadenverkleidungen und Isolierungen, insbesondere bei Hochhäusern, zu identifizieren und zu beheben. Die Kampagne gegen "Bürokratie" der konservativen Liberaldemokraten-Koalition unter David Cameron habe dazu geführt, dass das Wohnungsbauamt die Deregulierung über die Sicherheit des Lebens priorisierte.
Harte Worte richten sich gegen die Unternehmen, die Verkleidungs- und Isolierungsprodukte für die Sanierung des Grenfell Towers im Jahr 2016 geliefert haben. So wird Arconic aus den USA beschuldigt, das Hauptverkleidungsmaterial weiterhin mit einer wissentlich "falschen" Feuerleistungsangabe in Großbritannien verkauft zu haben. UK-basierte Celotex wird laut Bericht vorgeworfen, ein "unehrliches" Schema zur Täuschung über die Produktsicherheit verfolgt zu haben. Auch der irische Anbieter Kingspan soll den Markt mit irreführenden Informationen über die Brandsicherheit eines Isolierprodukts getäuscht haben.
Premierminister Sir Keir Starmer unterstützt die Forderungen, die in die Katastrophe involvierten Unternehmen von öffentlichen Aufträgen auszuschließen. Doch es muss mehr geschehen. Die Regierung sollte die Empfehlungen des Berichts genau prüfen, einschließlich der Einrichtung eines Bauaufsichtsorgans, das einem einzigen Kabinettsminister unterstellt ist, sowie der Übertragung aller Brandschutzfunktionen auf diesen Minister. Außerdem ist zu überlegen, die Baukontrollfunktionen von den lokalen Behörden auf eine neue nationale Stelle zu verlagern.
Wie viel noch zu tun ist, um Gebäude sicher zu machen, zeigte auch das Feuer in einem Gebäude in Dagenham letzte Woche, bei dem gerade Verkleidungsarbeiten im Gange waren. Sanierungsarbeiten haben bei der Hälfte der 4.630 Wohngebäude über 11 Meter Höhe mit unsicheren Verkleidungen noch nicht begonnen. Viele Wohnungseigentümer von Eigentumswohnungen sehen sich weiterhin mit "lebensverändernden Kosten" für Sicherheitsarbeiten konfrontiert. Die Regierung sollte das Gesetz von 2022 nochmals überdenken, das diese schützen sollte, aber Wohnungseigentümer in niedrigen Gebäuden unter 11 Meter ausschließt.
Vor allem müssen Polizei und Staatsanwaltschaft nun ihre eigene Arbeit abschließen. Die Erkenntnisse der Untersuchung werden eine wichtige Ressource sein, doch einige Familien der Opfer hätten die Schaffung der Untersuchung nicht unterstützt, wenn sie gewusst hätten, wie lange sie jegliche rechtlichen Verfahren verzögert. Die Metropolitan Police kündigte an, den Bericht "zeilenweise" zusammen mit ihren eigenen Beweisen zu prüfen, wobei mögliche Anklagen wie Unternehmensmanslaughter, grobe Fahrlässigkeit, Behinderung der Justiz und Amtsmissbrauch in Betracht kommen. Jegliche strafrechtlichen Verfolgungen sollten so rasch wie möglich vorangetrieben werden. Diese Tragödie hat einmal mehr gezeigt, dass die Opfer britischer Katastrophen oft absurd lange auf Gerechtigkeit warten müssen.
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