Kanadas Provinzen vor Herausforderungen: US-Zölle bedrohen Wirtschaftswachstum

Kanada könnte bald mit steigenden relativen Kreditkosten für seine Provinzen konfrontiert sein, da US-Zölle das wirtschaftliche Wachstum des Landes belasten. Laut Dominique Lapointe, Direktor der Makrostrategie bei Manulife Investment Management, wird ein Rückgang im Handel die Steuereinnahmen der Provinzen beeinträchtigen und den Kreditbedarf erhöhen, was letztlich höhere Risikoprämien auf Provinzschulden zur Folge haben könnte. Besonders problematisch wären Vergeltungszölle oder Exportbeschränkungen, die den Druck zusätzlich erhöhen würden. Lapointe betonte, dass diese Zölle aktuell nicht in den Spreads der Provinzschulden eingepreist sind, diese aber ausweiten könnten. Bereits jetzt müssen Provinzen höhere Risikoprämien im Verhältnis zu Bundesanleihen akzeptieren. Die Provinz Ontario hat zum Beispiel kürzlich Anleihen im Wert von 750 Millionen Kanadischen Dollar ausgegeben und musste für Investoren einen Spread von 60 Basispunkten über der staatlichen Benchmark bieten. Laufende Analysen von Bloomberg Economics zeigen, dass vor allem breitgefächerte Zölle der Trump-Regierung zu einer unmittelbaren Rezession in Kanada führen könnten, was die Provinzen stärker an inländische Finanzierungen bindet. Selbst ein 20%iger Zoll, der Rohstoffe ausschließt, könnte die Spreads kanadischer Provinzen um bis zu 12 Basispunkte bei 10-jährigen Laufzeiten erhöhen. Sollte dieser erhöhte Zinssatz auf die für das Geschäftsjahr 2025 geschätzten 135 Milliarden Kanadischen Dollar angewendet werden, könnte dies zu zusätzlichen Zinskosten von etwa 162 Millionen Dollar pro Jahr führen. Da die USA Kanadas größter Handelspartner sind, sind bestimmte Provinzen besonders anfällig für Zölle auf kritische Minerale und Automobile. Ontario und Quebec trifft es besonders bei diesen Produkten, während Saskatchewan bei Düngemitteln und Alberta im Energiesektor betroffen sind. Trotz der Herausforderungen zeigt sich die kanadische Anleihemarkt kapazitätsstark. Insbesondere Ontario hat bereits vor der Ankündigung von Zöllen eine langsames Wachstumszenario skizziert und plant eine Erhöhung des Finanzierungsbedarfs um 18 Milliarden Kanadische Dollar in den kommenden drei Jahren. Ein weiterer Vorteil ist, dass kanadische Provinzen ihre Schulden oft im Voraus finanzieren. Dies könnte ihnen helfen, flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren und bessere Konditionen abzuwarten, falls Zölle die Märkte beeinflussen. Eine Diversifikation der Exporte weg von den USA und hin zu größerem innländischen Handel könnte zwar eine Option sein, ist jedoch aufgrund bestehender Handelsbarrieren zwischen den Provinzen schwer umsetzbar.