Reanimierung des europäischen Internetsektors erwartet - Analyst Marcus Diebel optimistisch für 2024

Der europäische Internetsektor könnte nach zwei schwierigen Jahren endlich eine Wiederbelebung erleben, so die Einschätzung der US-Bank JPMorgan. Analyst Marcus Diebel gibt in seinem aktuellen Branchenausblick Einblicke in seine Erwartungen für die kommenden Jahre. Nachdem der Internetsektor im laufenden Jahr nur langsam von den Auswirkungen des pandemiebedingten Booms im Vorjahr erholt habe, belasteten vor allem die wiederöffnungsbedingten Effekte zu Beginn des Jahres. Unternehmen hätten ihre Ausgaben reduziert, Verbraucherbudgets seien aufgrund der Inflation geschrumpft und hohe Zinsen hätten auf wachstumsorientierten Internetwerten lasten. Doch bereits 2024 könnte sich die Lage deutlich verbessern. Diebel erwartet eine Neubewertung der Aktien auf einem niedrigen Niveau. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen hätten sich die Wachstumsaussichten im Internetsektor strukturell, nicht nur zyklisch verbessert. Als Gründe nennt er starke Verbesserungen bei der Profitabilität und dem Barmittelfluss. Zudem erwartet JPMorgan rückläufige Anleiherenditen, was zusätzlichen Aufwind für den Sektor bedeuten könnte. Diebel bevorzugt derzeit Internetwerte mit hohen Margen und geringer Verschuldung. Zudem achtet er verstärkt auf ein starkes Momentum beim Gewinnwachstum und finanziellen Spielraum für Fusionen und Übernahmen. Besonders gut abgeschnitten haben laut Diebel Unternehmen, die sich in risikoreichen Zeiten bewährt haben. Eine gesunde Bilanz sei jedoch nicht mehr so entscheidend wie zuvor. Diebel stuft Hellofresh, Delivery Hero, CTS Eventim, Trainline und Ströer allesamt mit "Overweight" ein. THG, Auto Trader und JCDecaux werden dagegen auf "Underweight" bewertet und gelten als vergleichsweise unattraktiv. Scout24 und Auto1 erhalten eine "Neutral"-Empfehlung. Besonders einen Teilsektor der Online-Kleinanzeigen bevorzugt Diebel derzeit aufgrund hoher Margen. Die zunehmende Konkurrenz könnte jedoch langfristig einen Einfluss auf die Kurse haben. Bei Scout24 verweist der Analyst zudem auf die starke Kursentwicklung der Onlineportal-Betreiber in den letzten beiden Jahren. Im Bereich der Essenslieferanten sieht Diebel eine Stimmung und Aktienkurse auf historischen Tiefständen. Eine Verbesserung der Profitabilität könnte sich hier jedoch besonders auszahlen. Zudem erwartet der Experte, dass Übernahmen den Sektor neu ordnen werden. Just Eat Takeaway hingegen wird aufgrund des harten Wettbewerbs und der schwachen Verbraucherbudgets weiterhin als "Neutral" eingestuft. Die Einstufungen "Underweight", "Neutral" und "Overweight" geben an, wie sich die Aktie im Vergleich zum Sektor entwickeln wird.