Schwache Inflationsdaten dämpfen Euphorie am US-Aktienmarkt

Moderne Märkte kennen wie das Wetter ihre Launen. Sonnenschein und Rekordhoch, gefolgt von einem unerwarteten Umbruch durch enttäuschende Verbraucherpreisdaten: Die Anleger, getrieben von der Hoffnung auf eine geldpolitische Entspannung der US-Notenbank, wurden jüngst eines Besseren belehrt. Die Persistenz der Inflation stellt eine herbe Enttäuschung dar, eine 'bittere Pille', wie es Marktstrategen ausdrücken würde. Entsprechend klar war die Reaktion: Tech-Werte, typischerweise zinsempfindlich, ließen Federn, der Nasdaq 100 büßte signifikant ein. Nach einer triumphalen Spitze am Vortag fand sich der technologielastige Index sogleich im Korrekturmodus wieder. Auch der Dow Jones Industrial und der S&P 500 zogen sich von ihren Höhen zurück, letzterer entglitt gar der symbolträchtigen 5000-Punkte-Marke. Hintergrund ist die nicht im erhofften Maße eingetretene Minderung des Preisauftriebs, die bei den Strategen der Wall Street eine restriktive Zinspolitik antizipieren lässt – ein Hemmschuh für das Wachstum von Unternehmensgewinnen und Wirtschaft. Das Stimmungsbild verdüsterte sich ferner im Sektorenpanorama. So erlebte Coca-Cola eine Achterbahnfahrt des Aktienkurses trotz initial positiver Aufnahme der Quartalszahlen. Zum Handelsschluss standen die Anteilsscheine jedoch im Minus, da die Aussicht auf sinkende Getränkepreise Investoren vorsichtiger stimmen ließ. Boeing indes sah sich mit einer ausgeglichenen Bilanz von Bestellungen und Stornierungen konfrontiert, eine Entwicklung, die Analysten im Kontext aktueller Herausforderungen als wenig überraschend werten. Die Anteilsscheine des Flugzeugbauers gaben deutlich nach. Unterdessen führte der Einstieg Carl Icahns bei Jetblue zu einem Kurssprung, seine Worte gewichteten dabei schwer. Auch das Reiseportal Tripadvisor wusste mit dem Anklang eines nahenden Übernahmeinteresses zu begeistern. Jedoch zeichnete sich auch eine Tragödie ab, als ein Erdrutsch in einer türkischen Goldmine von SSR Mining zu schweren Verlusten bei deren Wertpapieren führte. Die US-Daten ließen zudem den Euro nicht unberührt; der Kurs gab potenzielle Gewinne preis. Eine parallele Entwicklung zeichnete sich am Rentenmarkt ab, wo die Kurse zehnjähriger Anleihen nachließen, was im Gegenzug zu einem Anstieg der Rendite führte – ein Spiegelbild der Nervosität der Finanzwelt, wo die Zuversicht von heute zur Vorsicht von morgen werden kann.