Turbo-Einbürgerung: Eifrige Neuregelung wird von Bund und Ländern zurückgerollt

Die Möglichkeit einer beschleunigten Einbürgerung, von der Ampel-Koalition für besonders gut integrierte Ausländer erdacht, erweist sich als wenig genutzt und steht vor dem Aus. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Deutschen Presse-Agentur offenbart, dass diese Regelung bislang nur einigen Hundert Menschen den schnellen Weg zum deutschen Pass geebnet hat. Besonders Berlin fällt ins Auge, wo unter den 29.853 neuen deutschen Staatsbürgern, die seit Juli 2024 eingebürgert wurden, 500 Personen von der Dreijahresregelung profitierten. Vorausgegangen sind gute Deutschkenntnisse sowie herausragende schulische, berufliche oder ehrenamtliche Leistungen. Nun soll diese Regelung wieder verschwinden, während die grundlegenden Erleichterungen innerhalb des im Juni 2024 reformierten Staatsangehörigkeitsrechts bestehen bleiben. Anderswo in Deutschland bleibt die Anwendung der Turbo-Einbürgerung überschaubar. So wurde in Hamburg nur fünfmal Gebrauch gemacht, während in Baden-Württemberg lediglich 16 Personen innerhalb von drei oder vier Jahren eingebürgert wurden. Auch in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Hessen und Bayern sind solche Fälle rar gesät. Die Union und SPD sehen deshalb eine Rückkehr zur bisherigen Praxis vor, mit einer ersten Debatte im Bundestag am 26. Juni. Trotz der Änderungsvorhaben hält der allgemeine Trend zur Einbürgerung in Deutschland an: Im Jahr 2024 wurde ein neuer Rekord mit rund 292.000 Einbürgerungen aufgestellt – ein Anstieg um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Mehrheit der neuen Staatsbürger stammt aus Syrien und der Türkei, was vielerorts zu verlängerten Bearbeitungszeiten führt, etwa in Baden-Württemberg und Hamburg.