Unerwartete Zinsanhebung der BoJ bringt japanische Aktienmärkte ins Wanken

Die Aktien von Toyota, Panasonic und den größten Banken Japans zählten zu den großen Verlierern eines kräftigen Ausverkaufs an der Tokioter Börse am Donnerstag. Investoren reagierten auf die überraschende Zinsanhebung der Bank of Japan (BoJ) und den erneuten Anstieg des Yen. Nach der Entscheidung der BoJ, den Leitzins auf 0,25 Prozent anzuheben – dem höchsten Stand seit 15 Jahren – stieg der Yen weiter gegenüber dem Dollar an und erreichte im frühen Handel am Donnerstag ¥148,56. In den letzten zwei Wochen verteuerte sich die japanische Währung um 4 Prozent, da Hedgefonds ihre spekulativen Short-Positionen rapide zurückfuhren. Der plötzliche Zinsanstieg und die neue Einschätzung zur Geldpolitik der BoJ sorgen für eine Stärkung des Yen, wie Mansoor Mohi-uddin, Chefökonom der Bank of Singapore, betont. "Es herrscht nun Unsicherheit am Markt über die Reaktionsmuster der BoJ und die Geschwindigkeit künftiger Zinserhöhungen", erklärt er. Seit Mitte Juli ist der Yen im Aufwind, angetrieben von staatlichen Interventionen und steigenden Erwartungen an weitere Zinserhöhungen der BoJ in den nächsten zwölf Monaten, während die US-Notenbank Federal Reserve eine gegensätzliche Richtung einzuschlagen scheint. Der breiter gefasste Topix-Index der japanischen Aktien fiel am Donnerstag um bis zu 3,6 Prozent. Besonders hart traf es Automobilhersteller und andere Industriebetriebe, deren Gewinne bislang vom schwachen Yen profitierten. Die Verkaufswelle erfasste auch große Immobilienwerte wie Mitsui Fudosan und Mitsubishi Estate, die um 8 beziehungsweise 9 Prozent einbrachen. Zusätzlich zum Markttumult durch den starken Yen und gestiegene Zinsen kam es bei Toyota zu Enttäuschungen. Das Unternehmen präsentierte Quartalsergebnisse ohne die erwartete Anpassung der Gewinnprognose, was die Aktien um über 8 Prozent fallen ließ. "Die Leute hatten die Zinserhöhung der BoJ am Mittwoch nicht erwartet, und plötzlich wirkten alle übervollen Positionen verwundbar", erklärte ein Broker einer japanischen Investmentbank. Aktien von Isetan Mitsukoshi, der größten Kaufhauskette Japans, die stark von ausländischen Touristen profitierte, gaben über 10 Prozent nach. Auch Yamazaki Baking verzeichnete einen dramatischen Kursrückgang von über 18 Prozent. "Es gab heute einfach keinen sicheren Hafen für Anleger", kommentierte der Broker weiter. Akira Otani, Senior-Berater für japanische Wirtschaftsrecherchen bei Goldman Sachs, unterstreicht die Bedeutung weiterer Entwicklungen: Wichtige Fragen für Investoren seien, ob das Lohnwachstum im Sommer beschleunigt werde und ob dies auf die Preise für Dienstleistungen umgelegt werde.