Unicredit dämpft Commerzbank-Übernahme: Zurückhaltung statt Frontalangriff

Andrea Orcel, der Spitzenmanager der Unicredit-Bank, hat die Hoffnungen auf eine rasche Übernahme der Commerzbank vorerst gebremst. In einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNBC äußerte sich Orcel zurückhaltend und betonte, dass Unicredit momentan weit von einem konkreten Angebot entfernt sei. Vielmehr arbeite man zunächst an einer 'konstruktiven Lösung' in Anbetracht des politischen Widerstands in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatte die italienische Großbank die Gelegenheit genutzt, beim teilverstaatlichten deutschen Finanzinstitut im Zuge des Teilausstiegs der Bundesregierung in größerem Umfang einzusteigen. Der mögliche Erwerb der Commerzbank-Anteile durch Unicredit trifft in Deutschland allerdings auf politische Vorbehalte. So hat Bundeskanzler Friedrich Merz der Unicredit eine klare Abfuhr erteilt und sich entschlossen hinter die Unabhängigkeit der Commerzbank gestellt. In einem Brief an den Konzernbetriebsrat der Commerzbank kritisierte er das unkoordinierte Vorgehen der Italiener scharf und stellte klar, dass die Bundesregierung eine eigenständige Rolle des deutschen Instituts bevorzuge. Orcel bleibt jedoch gelassen und gab in seinem CNBC-Interview an, dass die gegenwärtige Bewertung der Commerzbank-Aktien für Unicredit aktuell wenig attraktive Investitionsanreize biete, doch Geduld werde sich schließlich auszahlen. Unicredit zeigt sich zufrieden mit den bisherigen Gewinnen aus seiner Beteiligung. Im Heimatland Italien steht Unicredit ebenfalls unter Druck. Die Europäische Kommission hat zwar grünes Licht für die Übernahme einiger Auslandstöchter der italienischen Bank BPM gegeben, doch die römische Regierung pocht auf weitere Maßnahmen seitens Unicredit, insbesondere eine stärkere Schrumpfung des Geschäfts in Russland.