Boom bei Börsengängen: Hongkong setzt sich an die Spitze des globalen IPO-Markts

Rekordzahl chinesischer Unternehmen drängt nach Hongkong – getrieben von Kapitalbedarf, Deflationssorgen und geopolitischer Unsicherheit.

8.7.2025, 12:13
Eulerpool News 8. Juli 2025, 12:13

Mit 208 Anträgen auf Börsenzulassung im ersten Halbjahr 2025 verzeichnet die Hongkonger Börse (HKEX) einen historischen Höchststand. Der bisherige Rekord von 189 Anträgen aus dem Jahr 2021 wurde damit deutlich übertroffen. Allein im Juni reichten 75 Unternehmen ihre Unterlagen ein – so viele wie nie zuvor in einem Monat.

Besonders auffällig: Ein erheblicher Teil der Pipeline besteht aus sogenannten A-to-H-Listings – also Unternehmen, die bereits an einer chinesischen Festlandbörse notiert sind und nun zusätzlich in Hongkong Kapital aufnehmen wollen. Laut KPMG sind es aktuell rund 47 solcher Gesellschaften, darunter Schwergewichte wie CATL (5,3 Mrd. US-Dollar), Jiangsu Hengrui und Chery Automobile.

Anlegergelder aus dem chinesischen Festland strömen in nie dagewesener Höhe über Stock Connect nach Hongkong. Gleichzeitig schätzen Emittenten die Möglichkeit, Kapital in einer an den US-Dollar gekoppelten Währung zu beschaffen – frei von den strengen Kapitalverkehrskontrollen der Volksrepublik. Das gelte besonders in einer Phase, in der Chinas Binnenkonjunktur unter deflationären Tendenzen leidet.

Mit einem Emissionsvolumen von 13,9 Mrd. US-Dollar im ersten Halbjahr liegt die HKEX klar vor der Nasdaq (9,2 Mrd.) und der New York Stock Exchange (7,8 Mrd.), wie KPMG-Daten zeigen. Der Vergleich zum Londoner Markt fällt besonders deutlich aus: Dort wurden lediglich 160 Mio. Pfund eingesammelt – der schwächste Halbjahreswert seit 1995.

Der rasante Anstieg an Börsengängen spiegelt nicht nur die Attraktivität Hongkongs für chinesische Unternehmen wider. Auch internationale Konzerne zeigen verstärkt Interesse: Der thailändische Kokoswasserhersteller IFBH etwa sammelte im Juni über 100 Mio. US-Dollar ein. Die Hongkonger Börse sieht sich deshalb zunehmend als Plattform für asiatisch ausgerichtete Unternehmen mit globaler Investorenbasis.

Mit gezielten Reformen – etwa speziellen Börsensegmenten für Biotech- und Technologieunternehmen – hat HKEX sein Profil in den vergangenen Jahren geschärft. Für viele Emittenten geht es nicht nur um Kapitalaufnahme, sondern auch um internationale Sichtbarkeit, Mitarbeiterbeteiligung und strategische Optionen im Zuge globaler Expansion.

„Die Unternehmen kommen mit einer klaren Wachstumsagenda“, sagt Kenneth Chow von Citigroup. „Was wir erleben, ist eine strategische Neuausrichtung nach Hongkong – nicht zuletzt wegen der geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA.“

Der Erfolg Hongkongs kontrastiert mit der Flaute auf dem chinesischen Festland: Dort sank das Emissionsvolumen im ersten Halbjahr trotz politischer Unterstützung um 5 Prozent auf 7,5 Mrd. US-Dollar. Der Trend ist eindeutig – Kapital und Wachstumspläne verlagern sich Richtung Süden.

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