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Veterinärketten in der Kritik: Preise für Haustier-Behandlungen steigen schneller als Inflation

Kosten für Tierarztbesuche steigen stark – Private-Equity-Investoren treiben Konsolidierung und Margen im Veterinärmarkt.

Eulerpool News 17. Juli 2025, 16:22

Die Preise für Tierarztbehandlungen in Großbritannien sind seit 2016 um bis zu 70 Prozent gestiegen – mehr als doppelt so stark wie die allgemeine Preissteigerung für Verbraucherdienstleistungen. Das zeigt ein Bericht der britischen Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA), der deutliche Kritik an der Marktentwicklung äußert.

Insbesondere die Übernahme zahlreicher unabhängiger Tierarztpraxen durch Ketten hat den Wettbewerb spürbar verringert. Laut CMA kontrollieren inzwischen sechs große Gruppen etwa 60 Prozent der örtlichen Tierarztpraxen – 2013 lag der Anteil noch bei lediglich 10 Prozent. Drei der führenden Ketten, IVC, VetPartners und Medivet, befinden sich im Besitz von Private-Equity-Investoren, die anderen in der Hand börsennotierter Konzerne.

Der Bericht zeigt, dass der starke Anstieg der Behandlungskosten nicht durch medizinischen Fortschritt allein erklärbar ist. Vielmehr setzen die Ketten gezielt auf Preiserhöhungen und Quersubventionierungen. Typisch ist das sogenannte „Razor-and-Blades“-Modell: Die Gebühren für Beratungen bleiben auf den ersten Blick moderat, während Medikamente und Zusatzleistungen teils zum Achtfachen der Preise von Online-Anbietern verkauft werden.

Die Profitabilität der Ketten liefert weitere Hinweise auf schwachen Wettbewerb. Während das börsennotierte Unternehmen Pets at Home mit einer Marge von 43 Prozent glänzt – begünstigt durch Quersubventionen aus dem Einzelhandelsgeschäft –, melden IVC, VetPartners und der AIM-gelistete Anbieter CVS operative Margen (adjusted EBITDA) von rund 20 Prozent. Angesichts von IVCs Expansionskurs mit über 900 Praxen und einem Schuldenstand von sechs Mal EBITDA bleibt das Geschäftsmodell auf Wertsteigerung für einen späteren Verkauf ausgerichtet.

Für Tierhalter bedeutet dies steigende Rechnungen bei sinkender Transparenz. Die CMA empfiehlt, Preise für Standardleistungen wie Impfungen oder Kastrationen aktiv zu vergleichen und auf die Eigentümerstruktur der Praxis zu achten – unabhängige Anbieter könnten flexibler bei der Preisgestaltung sein. Auch sei Vorsicht geboten bei Abo-Modellen, die auf das Jahr gerechnet teuer werden können.

Abhilfe könnte die CMA selbst schaffen: Im September will die Behörde konkrete Maßnahmen vorstellen, um den Wettbewerb im Veterinärmarkt wiederzubeleben. Ein Abschlussbericht ist für Februar geplant.

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