Die Landverkäufe in Chinas kleineren und ärmeren Städten sind im ersten Halbjahr 2025 auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2011 gefallen. Damit zeigt sich einmal mehr, wie schwer es der Regierung fällt, die angeschlagene Immobilienbranche des Landes flächendeckend zu stabilisieren.
Daten des Finanzdienstleisters Wind belegen, dass der Gesamtwert aller Landtransaktionen in den sogenannten Third-Tier-Städten, gemessen an Bevölkerung und wirtschaftlicher Entwicklung, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf 362 Milliarden Renminbi (rund 50 Milliarden US-Dollar) gesunken ist. Besonders deutlich fiel der Rückgang bei Grundstücken für gewerbliche und sonstige Nutzungen aus.
Auch in Fourth- und Fifth-Tier-Städten sind die Werte eingebrochen: Auf 87 Milliarden beziehungsweise 51 Milliarden Renminbi – ebenfalls Tiefststände seit Beginn der Erhebung durch Wind. Landesweit stiegen die Verkäufe dagegen leicht um 8 Prozent auf 1,2 Billionen Renminbi, angetrieben von einer Erholung in den großen Metropolen. Dennoch handelt es sich um den vierniedrigsten Wert der vergangenen 14 Jahre.
Das schwache Bild außerhalb der wohlhabenderen Metropolen wie Peking oder Shanghai verdeutlicht die Herausforderungen für Pekings Wirtschaftspolitik. Die Immobilienbranche war über Jahre tragende Säule des Wachstums und zentral für die Einnahmen vieler Kommunen.
„Die Probleme werden bestehen bleiben“, sagt Jeff Zhang, Analyst bei Morningstar. In vielen kleineren Städten fehle es an Nachfrage, während Bauträger versuchten, bestehende Bestände zu veräußern. „Es gibt einen riesigen Überhang an bereits vorhandenen Wohnungen“, so Zhang.
Der Immobilienmarkt steckt inzwischen im vierten Jahr der Krise. Die Preise für Neubauten in 70 Städten sanken im Juni erneut um 0,3 Prozent zum Vormonat – trotz zahlreicher Maßnahmen der Regierung, um das Vertrauen wiederherzustellen.
Besonders anfällig bleiben kleinere Städte, deren Regierungen stark von Grundstücksverkäufen abhängig sind. Nach dem Bauboom der letzten Jahre steht vielerorts ein Überangebot leerer Wohnungen. Die Regierung versucht gegenzusteuern – mit niedrigeren Hypothekenzinsen, Förderprogrammen für den Bauabschluss und der Umwandlung leerstehender Gebäude in Sozialwohnungen. Goldman Sachs schätzte das unverkaufte Wohnungsangebot 2024 auf rund 30 Billionen Renminbi.
Trotz dieser Bemühungen bleibt die Abwärtsspirale laut Ting Lu, Chefvolkswirt China bei Nomura, in kleineren Städten nahezu ungebrochen. Rund die Hälfte aller Transaktionen konzentriert sich inzwischen auf lediglich zehn Städte.
Während Staatskonzerne sich auf erstklassige Lagen in Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen konzentrieren – dort stiegen die Landverkäufe im ersten Halbjahr um 30 Prozent –, bleibt das Bild in der Fläche düster. „Große Bauträger werden sich kaum noch in diese Städte wagen“, sagt Lulu Shi, Analystin bei Fitch. Übrig blieben lokale Entwickler, die meist noch alte Projekte fertigstellen.
Analysten von Goldman Sachs erwarten eine weitere Polarisierung des Marktes. Während sich in Toplagen die Preise bis Ende 2026 stabilisieren könnten, bleiben strukturelle Probleme in der Breite bestehen.
Auch für die Kommunalhaushalte bleibt die Lage angespannt: Die Einnahmen aus Landverkäufen fielen bis Mai um 12 Prozent auf 1,1 Billionen Renminbi – der niedrigste Wert seit 2016. Die tatsächliche Lage dürfte laut Nomura jedoch noch schlechter sein. Oft seien es staatliche Finanzierungsgesellschaften, die Grundstücke erwerben, um den Markt künstlich zu stützen.