JPMorgan Chase bereitet sich darauf vor, erstmals Kredite zu vergeben, die direkt durch Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum besichert sind. Das Vorhaben markiert eine bemerkenswerte Kehrtwende für die größte US-Bank, deren CEO Jamie Dimon Bitcoin noch vor acht Jahren als „Betrug“ und „nutzlos für alles außer Drogendealer und Mörder“ bezeichnet hatte.
Nach Angaben von mit den Plänen vertrauten Personen könnten die ersten derartigen Kreditvergaben bereits im kommenden Jahr starten. JPMorgan selbst wollte sich dazu nicht äußern. Die Bank hatte kürzlich erste Schritte in Richtung Krypto unternommen und plant, Kreditgeschäfte gegen Anteile an Krypto-ETFs abzusichern. Die direkte Verpfändung von Kryptowerten wäre ein weiterer, bedeutender Schritt. Wettbewerber wie Goldman Sachs akzeptieren bislang keine Krypto-Assets als Sicherheiten.
Dimon hat seine ablehnende Haltung zuletzt spürbar relativiert. „Ich finde nicht, dass Sie rauchen sollten, aber ich verteidige Ihr Recht dazu. Dasselbe gilt für Bitcoin“, sagte er im Mai. Seine frühen Aussagen über Bitcoin hätten potenzielle Kunden abgeschreckt, heißt es aus Bankkreisen. Vor allem jene, die ihr Vermögen mit Kryptowährungen aufgebaut oder langfristig an deren Zukunft geglaubt hätten.
JPMorgan prüft derzeit auch die technische Umsetzung, insbesondere wie man mit beschlagnahmten Krypto-Assets umgeht, sollten Kreditnehmer ihre Verbindlichkeiten nicht bedienen. Die Bank hält selbst keine Kryptowährungen in der Bilanz und würde stattdessen wohl mit Drittanbietern wie Coinbase zusammenarbeiten, die eine treuhänderische Verwahrung übernehmen.
Die Lockerung der Regulierung unter der Trump-Regierung hat das Klima in Washington zugunsten von Krypto-Geschäften verändert. Morgan Stanley etwa erwägt, Krypto-Handel über seine ETrade-Plattform anzubieten. Die Verabschiedung eines Gesetzes im Repräsentantenhaus zur Regulierung von Stablecoins wurde von Großbanken begrüßt. Sie sehen darin eine rechtliche Grundlage, um künftig leichter mit digitalen Assets zu arbeiten.
Stablecoins, die im Gegensatz zu Bitcoin oder Ethereum an Vermögenswerte wie den US-Dollar gekoppelt sind, gelten als weniger volatil und einfacher in bestehende Finanzstrukturen einzubinden. Banken bleiben dennoch vorsichtig: Die Verbindung von digitalen Assets zu Geldwäsche und Compliance-Risiken bleibt ein zentrales Thema.
Gleichwohl hat JPMorgan früh Erfahrungen mit digitalen Assets gesammelt. Bereits 2019 entwickelte das Institut mit JPM Coin eine eigene, bankenbasierte Digitalwährung für den Zahlungsverkehr institutioneller Kunden.