Lloyds Banking Group hat im zweiten Quartal einen Vorsteuergewinn von £2 Mrd. erzielt – ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorquartal und deutlich über den Analystenerwartungen von £1,7 Mrd. Vorstandschef Charlie Nunn nutzte die Vorlage, um die neue britische Regierung unter Kanzlerin Rachel Reeves vor Steuererhöhungen im Finanzsektor zu warnen.
„Wir gehören zu den größten Steuerzahlern des Landes. Aber wenn man die Wettbewerbsfähigkeit des Londoner Finanzplatzes erhalten will, braucht es ein konkurrenzfähiges Steuersystem“, sagte Nunn. Großbritannien habe bereits „das höchste Steuerregime für Finanzdienstleister unter allen großen Volkswirtschaften“.
Seine Mahnung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Reeves unter wachsendem Druck steht, zusätzliche Einnahmequellen zu finden, ohne ihre fiskalpolitischen Leitplanken zu verletzen. Für Nunn ist klar: Steuererhöhungen gefährden das erklärte Ziel der Kanzlerin, das Wachstum wieder anzukurbeln.
Während andere Banken unter den Leitzinssenkungen der Bank of England litten, konnte Lloyds den Effekt durch den Ausbau von Provisionserträgen abfedern. Das Geschäft mit Altersvorsorge, Versicherungen und Vermögensverwaltung legte zu. Die Dividende wurde um 15 Prozent erhöht – mehr als £730 Mio. sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
In der laufenden juristischen Auseinandersetzung um mutmaßlich missbräuchliche Kfz-Finanzierungen legte Lloyds keine zusätzlichen Rückstellungen an. Der Fall liegt nun beim Supreme Court, der in Kürze klären wird, ob Banken rechtmäßig Provisionen an Autohändler zahlen durften, wenn Kunden darüber nicht vollständig informiert waren.
Die Risikovorsorge ging im Vergleich zum ersten Quartal deutlich zurück: Nur £133 Mio. mussten zur Absicherung notleidender Kredite zurückgestellt werden – weniger als halb so viel wie zuvor. Dennoch erwartet die Bank lediglich ein BIP-Wachstum von jeweils 1 Prozent für 2025 und 2026 bei einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Der Umbau des Geschäftsmodells, den Nunn 2022 angestoßen hatte, zeigt Wirkung. Ziel ist es, die Erträge vom Zinszyklus unabhängiger zu machen und gleichzeitig Kosten zu senken – unter anderem durch Filialschließungen und Stellenabbau. Investiert wurden bisher rund £3 Mrd.
Die Nettozinsmarge stieg leicht auf 3,04 Prozent (Q1: 3,03 Prozent). Finanzchef William Chalmers erklärte den Anstieg mit dem Einsatz von strukturellem Hedging – einer Strategie, um die Auswirkungen fallender Zinsen auf die Profitabilität zu glätten. Die Eigenkapitalrendite verbesserte sich auf 15,5 Prozent (Q1: 12,6 Prozent). Die Aktie reagierte am Donnerstagvormittag kaum.