Milan zieht Vermögende an – Italiens Steuerpolitik leert Londons Villen

Italiens Flat-Tax-Modell und Milans Standortvorteile locken zunehmend reiche Ex-Non-Doms aus dem Vereinigten Königreich.

15.5.2025, 12:34
Eulerpool News 15. Mai 2025, 12:34

Seit dem Auslaufen des britischen Non-Dom-Status im April erlebt Italiens Finanzmetropole einen bemerkenswerten Zustrom vermögender Zuzügler. Hedgefonds-Manager, Tech-Gründer, Erben und Alt-CEOs verlegen ihren Lebensmittelpunkt nach Mailand – angelockt vom italienischen Flat-Tax-System, das Auslandseinkommen pauschal mit 200.000 Euro besteuert.

Die Entwicklung ist Teil einer bewussten Strategie. In vermögenden Kreisen ist längst von "svuota Londra" die Rede – dem „Entleeren Londons“. Und Zahlen wie Namen belegen, dass die Strategie verfängt. Bart Becht, früherer CEO von Reckitt Benckiser, Musikmanager Elio Leoni-Sceti sowie der brasilianische Investor Fersen Lambranho haben bereits ihren Wohnsitz verlagert. Nassef Sawiris, Ägyptens reichster Mann und Mitinhaber des Premier-League-Klubs Aston Villa, teilt seine Zeit künftig zwischen Abu Dhabi und Italien auf.

Die Anziehungskraft liegt nicht nur in der Steuerpolitik. Mailand punktet mit Infrastruktur, internationaler Anbindung und einem urbanen Lebensstil – all das bei kürzerer Distanz zu London als etwa Dubai oder die Kaimaninseln. Auch Unternehmer wie Gary Landesberg, ehemaliger Besitzer des Arts Club in Mayfair, investieren: Er eröffnete Ende 2024 den Wilde Club unweit der Via Monte Napoleone. Drei Viertel der Neumitglieder stammen laut ihm aus Großbritannien.

Im Gegensatz zum komplexen, auf domicile basierenden britischen System setzt Italien auf einfache Regeln: Steuerpflicht besteht nach Aufenthaltsdauer, nicht nach juristischer Heimat. Vererbung aus dem Ausland bleibt steuerfrei, und selbst bei vollem italienischen Steuerstatus fallen maximal 8 % Erbschaftssteuer an – im Vergleich zu 40 % im Vereinigten Königreich.

Der Wechselkurs der Steuerpolitik ist auch in der Hotellerie und bei Kanzleien spürbar. Die Rocco-Forte-Gruppe plant bereits ihr zweites Hotel in Mailand. Die Londoner Kanzlei Charles Russell Speechlys eröffnete dort ein Büro – etwa 60 % ihrer Mandanten, die Großbritannien verlassen, zieht es nach Italien, schätzt Partner Dominic Lawrance.

Unterdessen fürchtet die britische Regierung fiskalische Folgeschäden. Schätzungen des Adam Smith Institute zufolge könnten dem Staat binnen zehn Jahren bis zu 111 Milliarden Pfund entgehen. Laut Daten des britischen Finanzministeriums zahlen die rund 75.000 Non-Doms jährlich über 8 Milliarden Pfund an Steuern.

Ann Kaplan Mulholland, 64, kanadische Unternehmerin und bisherige UK-Non-Dom, bringt es auf den Punkt: „Wir sind vielleicht nur ein kleiner Kreis – aber ein sehr großer Geldbetrag, der da geht.“

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