Großbritanniens Regierung verschärft den Druck auf große Unternehmen: Künftig sollen Konzerne mit mehr als 250 Beschäftigten verpflichtend offenlegen, wie lange sie benötigen, um ihre Lieferanten zu bezahlen. Die Offenlegungspflicht soll Bestandteil einer umfassenden Strategie zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (SMEs) sein, die Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds im August vorlegen will.
Kern der geplanten Reform ist eine Änderung der Berichtsstandards in Geschäftsberichten: Unternehmen sollen künftig nicht nur ihre finanziellen Kennzahlen, sondern auch ihre durchschnittlichen Zahlungsfristen gegenüber Zulieferern im Directors’ Report ausweisen. Das entsprechende Regelwerk – „Companies (Directors’ Report Payment Reporting) Regulations 2025“ – liegt dem Parlament als Entwurf vor und soll im Herbst verabschiedet werden.
Begleitet wird die Gesetzesnovelle von einer Stärkung der Rolle von Prüfungsausschüssen. Diese sollen Management und Vorstand verstärkt dazu anhalten, faire Zahlungspraktiken durchzusetzen. „Audit Committees werden durch ihre Unabhängigkeit zur treibenden Kraft für mehr Transparenz“, so eine mit dem Vorhaben vertraute Person.
Die Maßnahme zielt auf ein strukturelles Problem: Laut der Federation of Small Businesses (FSB) sind mehr als 50 Prozent der britischen Kleinunternehmen – rund 2,8 Millionen Betriebe – von verspäteten Zahlungen betroffen. Unternehmer berichten von monatelangen Wartezeiten und einer angespannten Liquiditätslage, die in Einzelfällen sogar zu Hypothekenbesicherungen führte.
Bislang mussten Unternehmen ihre Zahlungspraktiken lediglich auf einer Regierungswebsite hochladen – ein Verfahren, das wenig Sichtbarkeit erzeugte. Die Integration in den Geschäftsbericht soll nun den Reputationsdruck erhöhen und so zur Einhaltung besserer Standards führen.
Mit dem 2021 ins Leben gerufenen Programm „Good Business Pays“ existiert bereits eine Initiative, die Unternehmen auszeichnet, die ihre Lieferanten innerhalb von 30 Tagen bezahlen. Zu den Unterstützern gehört auch der FSB. Dessen Geschäftsführer Craig Beaumont begrüßt die Reform als „Schritt in die richtige Richtung“, betont jedoch die Notwendigkeit, die Kultur in Großunternehmen zu verändern.
Auch Michelle Ovens, Gründerin von Small Business Britain, lobt die Transparenzoffensive, warnt jedoch vor überzogener Hoffnung auf regulatorische Hebel: „Das Problem ist letztlich eine Frage der Einstellung, nicht nur der Gesetzgebung.“
Zusätzlich zur Reform bei Zahlungsfristen will Reynolds mit seiner Strategie ein neues „Business Growth Service“ etablieren. Dieses soll bestehende Unterstützungsangebote wie das „Export Academy“-Programm oder den „Help to Grow: Management Course“ bündeln und vereinfachen. Ferner plant die Regierung, Banken vom routinemäßigen Einsatz persönlicher Bürgschaften bei Unternehmenskrediten abzubringen – ohne sie jedoch gesetzlich zu verbieten.