BP und Shell haben neue Vereinbarungen mit der staatlichen National Oil Corporation (NOC) unterzeichnet, um in Libyen erneut Fuß zu fassen. Damit kehren zwei der größten internationalen Energiekonzerne in ein Land zurück, das trotz enormer Rohstoffreserven über ein Jahrzehnt lang im Schatten von Bürgerkrieg und politischer Instabilität stand.
BP kündigte am Dienstag ein Memorandum of Understanding mit der NOC an, um die Wiedererschließung der Ölfelder Sarir und Messla im Sirte-Becken zu prüfen. Beide Lagerstätten zählen zu den größten in Libyen und wurden bereits 1961 bzw. 1971 entdeckt. Die Briten wollen außerdem bis Jahresende ihr Büro in Tripolis wieder eröffnen.
Shell bestätigte ein ähnliches Abkommen. Der Fokus liegt hier auf der Prüfung von Explorationspotenzialen, darunter das al-Atshan-Feld. Die Vorhaben befinden sich allerdings noch in einem frühen Stadium. Beide MoUs verfolgen laut NOC das Ziel, die Produktivität zu steigern und so zur wirtschaftlichen Stabilisierung Libyens beizutragen.
Libyens Ölproduktion liegt derzeit bei rund 1,3 Millionen Barrel pro Tag. Die NOC verfolgt das ambitionierte Ziel, die Fördermenge auf 2 Millionen b/d zu erhöhen – und hat hierfür erstmals seit 2011 wieder eine Explorationsrunde ausgeschrieben. Zahlreiche internationale Unternehmen, darunter auch Eni, OMV und Repsol, haben bereits Interesse signalisiert oder sind wieder aktiv.
BP war bereits in den 1950er Jahren an frühen Ölentdeckungen in Libyen beteiligt, verlor seine Vermögenswerte jedoch nach der Verstaatlichung 1971. Ein Comeback folgte 2007, bis die Aktivitäten 2011 mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs erneut eingestellt wurden. 2022 verkaufte BP 50 % seiner Anteile an Eni, das die operative Führung übernahm; 2023 wurde die Exploration wieder aufgenommen.
Die Rückkehr westlicher Ölkonzerne in ein nach wie vor gespaltenes Land – mit rivalisierenden Regierungen im Osten und Westen – verdeutlicht das wachsende internationale Interesse an bislang ungenutztem oder brachliegendem Potenzial. Die geopolitischen Risiken bleiben hoch, doch der Rohstoffreichtum wirkt als starker Magnet.