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Bumble kappt 30 % der Stellen – CEO warnt vor Niedergang der Dating-App-Industrie

Bumble streicht 240 Stellen, verlagert Fokus in die USA und kämpft mit Nutzerverlusten und Branchenpessimismus.

Eulerpool News 4. Juli 2025, 14:31

Die Dating-App-Anbieterin Bumble streicht weltweit rund 240 Stellen – das entspricht etwa 30 Prozent der Belegschaft. Besonders stark betroffen ist der Londoner Standort, wo mehr als 160 Jobs wegfallen. CEO und Gründerin Whitney Wolfe Herd begründete die Maßnahme in einer internen Videokonferenz mit drastischen Worten: „Dating-Apps fühlen sich an wie ein Relikt der Vergangenheit.“

Bumble, das auch die Plattform Badoo betreibt, hat seit dem Börsengang 2021 rund 95 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Der aktuelle Marktwert liegt bei etwa 700 Mio. USD – ein Absturz von ehemals rund 13 Mrd. USD. Anleger reagieren zunehmend besorgt auf stagnierende Umsätze und rückläufige Nutzerzahlen. Besonders unter der Generation Z macht sich eine Art „Dating-Müdigkeit“ breit, während Frauen über zunehmende Belästigung und Sicherheitsprobleme berichten.

Wolfe Herd, die im März wieder als CEO zurückkehrte, äußerte laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen, Bumble könne im kommenden Jahr ohne tiefgreifende Restrukturierung „kollabieren“. Sie kündigte an, die strategische Ausrichtung des Unternehmens stärker auf die USA zu verlagern: „London ist nicht mehr erste Wahl, so ehrlich muss man sein.“ Rund 70 Prozent der Mitarbeiter sind derzeit noch in Großbritannien beschäftigt.

Für zusätzliche Unruhe sorgte der Tonfall der CEO. Als Mitarbeitende während der Ankündigung in der unternehmensweiten Videokonferenz mit Daumen-runter-Emojis reagierten, konterte Wolfe Herd mit dem Satz: „Ich sehe viele Panik-Emojis – ihr müsst euch beruhigen.“ Sie fügte hinzu, man solle nun „erwachsen mit der Situation umgehen“ und schlug vor, dass alle Mitarbeitenden den Rest der Woche freinehmen.

Bumble will künftig eine Präsenz im Silicon Valley aufbauen, um den Zugang zu AI-Talenten zu verbessern. Ziel sei es, neue Produktfeatures wie Foto- und Telefonnummern-Verifizierung zu entwickeln, um das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen.

Die Rücknahme des lange beworbenen „Frauen schreiben zuerst“-Prinzips hatte zuletzt für Verwunderung bei der Kernzielgruppe gesorgt. Gleichzeitig beklagen Beobachter, dass Bumbles globale Expansionsstrategie kaum messbaren Erfolg gebracht habe. Wolfe Herd selbst räumte ein, dass diese Richtung „nicht geliefert“ habe.

Ein Unternehmenssprecher betonte indes, London bleibe „Teil der globalen Hub-Strategie“ – auch wenn die operative Realität inzwischen eine andere Sprache spricht.

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