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Evonik strafft seine Reihen: Schockwelle mit 2000 Jobkürzungen rollt an
Evonik steht vor Herausforderungen: Konzernchef Kullmann sieht Gewinneinbruch als Zeichen eines tiefgreifenden Wandels im Chemiesektor.

Evonik bereitet sich auf eine anstrengende Zeit vor, denn der Gewinneinbruch im letzten Geschäftsjahr ist für Konzernchef Christian Kullmann ein Zeichen für einen grundlegenden Wandel. Der Essener Spezialchemiekonzern muss auf die Branchenkrise reagieren und kündigt daher einen drastischen Stellenabbau an. Bis 2026 sollen bis zu 2000 der derzeit 33.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 1500 in Deutschland. Besonders das Management soll betroffen sein und das Programm soll Einsparungen von 400 Millionen Euro bringen. Grund für die Sanierung sind die deutlichen Rückgänge bei Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr und auch für die Zukunft rechnet Evonik mit langsamerem Wachstum. Für 2024 erwartet das Unternehmen keine Erholung der Konjunktur und plant daher zunächst mit einem Umsatz von 15 bis 17 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von 1,7 bis 2 Milliarden Euro.
Evonik musste im vergangenen Jahr aufgrund der Branchenkrise deutliche Einbußen hinnehmen. Der Konzern, der unter anderem Aminosäuren für die Tierzucht und Lipide für Impfstoffe herstellt, verdiente bei einem Umsatz von 15 Milliarden Euro nur noch knapp 1,7 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es noch 2,5 Milliarden Euro gewesen. Vorstandschef Christian Kullmann bezeichnete das vergangene Jahr als schwierig aufgrund der vielen Krisen weltweit. Trotzdem sieht er Evonik mit einem blauen Auge davongekommen. Die Aktionäre werden trotz des Gewinneinbruchs eine unveränderte Dividende von 1,17 Euro je Aktie erhalten.
Die Situation auf dem Markt wird für Evonik nicht einfacher, betonte Kullmann. Der Konzern wird daher weiterhin an seinem grundlegenden Konzernumbau festhalten müssen. Doch Evonik ist nicht allein mit den Rückgängen. Die gesamte Chemiebranche leidet unter hohen Energiepreisen und einer schwachen Konjunktur. Laut dem Präsidenten des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann, befindet sich die Branche mitten in einem tiefen und langen Tal und es ist noch nicht absehbar, wie lange es noch dauern wird. Auch Evonik-Konkurrent Covestro, dessen Chef Steilemann ist, verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 20 Prozent. Der Branchenprimus BASF meldete für 2023 einen Gewinn- und Umsatzeinbruch und reagierte mit Sparmaßnahmen und Stellenabbau.
Bereits im vergangenen Sommer musste Evonik die Jahresziele anpassen und reagierte wie auch BASF mit einem Sparprogramm. Nun konzentriert sich Evonik vor allem auf das Management und plant, die Hierarchieebenen zu reduzieren. Kullmann betonte, dass auch bei kleineren Erholungssignalen die derzeitige Situation keine Konjunkturschwankung ist, sondern eine massive Veränderung des wirtschaftlichen Umfelds. Die Zeichen stehen also auch für Evonik auf Krise und das Unternehmen muss sich auf eine langanhaltende Durststrecke einstellen.