Bundesanleihen: Zinsen im Aufwind trotz Entspannung im Nahen Osten

Am Kapitalmarkt herrscht Bewegung: Während die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten abklingen, klettern die Zinsen für Bundesanleihen infolge neuer Schuldenpläne des Bundes. Analysten von Helaba beobachten eine vorübergehende Ruhe nach dem Ende der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Iran und Israel. Doch die Ruhe trügt, denn die angekündigten Schulden bis 2029 heizen das Zinsumfeld weiter an. Die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen haben jüngst die Marke von 2,57 Prozent erreicht, und dreißigjährige Papiere überschreiten wieder die 3-Prozent-Schwelle. Kenner der Szene, wie Anleihehändler Arthur Brunner, betonen, dass die Peripherieländer von geringeren Renditeaufschlägen profitieren, während Deutschland sich auf steigende Neuemissionen einstellt. Ein Lichtblick am Horizont der Anleihemärkte ist eine mögliche Abkühlung. Die Commerzbank prognostiziert fallende Bundrenditen, ausgelöst durch eine rückläufige Kerninflation und schwächelnde US-Arbeitsmärkte. Den Worten von Analyst Erik Liem zufolge könnten die Zinsaussichten dadurch gedämpft werden, insbesondere durch die erwarteten Impulse vom Sintra-Forum der EZB. In den USA sorgt die Aussicht auf einen Austausch des Fed-Chefs Powell zusätzlich für Unruhe. Im Bereich der Unternehmensanleihen erfreuen sich sowohl Fraport als auch Fresenius hoher Nachfrage, ebenso wie die hochverzinslichen Titel von Mutares und Homann. Der Anleihemarkt zeigt sich von einem typischen Sommerloch unbeeindruckt, wie verschiedene Händler vermerken, und die Neuemissionsaktivität nimmt an Fahrt auf. Trotz überzogener Zinsvorstellungen einiger Emittenten verzeichnet die Branche rege Emissionstätigkeiten. Die neue Anleihe von Formycon sticht hervor, da sie aufgrund hoher Nachfrage vorzeitig abgeschlossen wurde. Dieser Bonds, der bis 2029 läuft, zeigt, dass trotz aller Herausforderungen auch Chancen bestehen.