Europas Banken: Auf zu neuen Größenordnungen?

Ein führender Banker von JPMorgan, Filippo Gori, fordert seine europäischen Konkurrenten heraus: Wer im Wettbewerb bestehen möchte, muss wachsen. Dieses Wachstumsbedürfnis sieht Gori besonders bei Banken, die über Staatsgrenzen hinweg operieren. Während des Weltwirtschaftsforums in Davos betonte er, dass Banken Größe benötigen, um Kunden effizienter zu bedienen und globale Herausforderungen zu meistern. Europas Bankensektor erlebt derzeit eine Welle von Übernahmeaktivitäten. Spanien's BBVA hat ein feindliches Übernahmeangebot für den kleineren Rivalen Banco de Sabadell angekündigt, während die Commerzbank in Deutschland Abwehrstrategien gegen einen möglichen Übernahmeversuch von UniCredit entwickelt. Zugleich strebt UniCredit auch einen Zusammenschluss mit der italienischen Banco BPM an. Doch die geplanten Deals stoßen oft auf Widerstand – sowohl von den Zielbanken als auch von Anteilseignern. Zusätzlich stellen rechtliche Hürden eine Herausforderung dar, die eine Verschmelzung der Institute erschweren könnten. Die Formierung einer Bankenunion in Europa, die nach der Finanzkrise 2008 angestrebt wurde, stagniert aufgrund bestehender Vorbehalte einiger Länder gegenüber einer Risikoteilung. Filippo Gori, im letzten Jahr zum Leiter der neu gegründeten globalen Bankensparte von JPMorgan ernannt, ist in Hinblick auf das neue Wirtschaftsjahr optimistisch. Die Fusion von kommerziellen, modernen und Investmentbanking-Einheiten unter seiner Leitung soll künftig für mehr Aktivität im Bereich Eigenkapitalmärkte und Fusionen sorgen. Mit der neuen US-Regierung unter Präsident Donald Trump wird zudem ein geschäftsfreundlicheres Umfeld erwartet. Dies könnte eine Welle von Kapitalmarktaktivitäten und Fusionen auslösen. „Es herrscht eine spürbare Euphorie am Markt“, so Gori. Speziell private Beteiligungsfonds, die in den letzten Jahren wegen steigender Zinsen abseits standen, könnten nun wieder aktiver werden.