Eurozone: Inflationsrückgang unter EZB-Ziel

Die jüngsten Inflationszahlen der Eurozone überraschen – im Mai fiel die Inflationsrate unerwartet unter die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebte Marke von 2,0 Prozent. Laut einer ersten Schätzung des europäischen Statistikamts Eurostat betrug die Rate 1,9 Prozent, während sie im April noch bei 2,2 Prozent lag. Volkswirte hatten mit einer etwas höheren Inflation von 2,0 Prozent gerechnet. Damit verzeichnet die Eurozone den niedrigsten Inflationswert seit September 2024. Ein weiterer Rückgang der Energiepreise, die im Jahresvergleich um 3,6 Prozent gefallen sind, trug maßgeblich zur Entspannung bei. Auch im Dienstleistungssektor schwächte sich der Preisanstieg ab, von 4,0 Prozent auf 3,2 Prozent. Besonders bemerkenswert war der Rückgang der Kerninflation von 2,7 auf 2,3 Prozent, eine Entwicklung, die auf eine anhaltende Stabilisierung hindeutet. In den großen Volkswirtschaften der Eurozone zeigen sich unterschiedliche Tendenzen: Während Deutschland mit einer Inflationsrate von 2,1 Prozent leicht über dem Durchschnitt liegt, verzeichnen Italien und Spanien einen Rückgang auf 1,9 Prozent. Frankreich hebt sich mit einem vergleichsweise niedrigen Wert von 0,6 Prozent ab. Laut Vincent Stamer, Volkswirt bei der Commerzbank, könnte der Abwärtstrend der Inflation vorerst ein Ende gefunden haben. Der stabile Ölpreis zeige, dass nicht mit einem weiteren Absinken der Energiepreise zu rechnen sei. Gleichzeitig bestärken die aktuellen Zahlen die Erwartungen an eine weitere Leitzinssenkung durch die EZB. Nachdem die Inflationsrate nun dem Ziel der Zentralbank entspricht, ist eine Senkung des Einlagensatzes um 25 Basispunkte auf 2,0 Prozent zu erwarten. Dies würde der EZB die Möglichkeit bieten, ihre bisher hohe Inflationsprognose zu korrigieren. Die Commerzbank prognostiziert bis zum Jahresende einen Einlagensatz von 1,75 Prozent.