Wettlauf gegen die Zeit: OpenAIs Strategie und die ungeahnten Hürden

OpenAI steht vor einer erheblichen geschäftlichen Weichenstellung, die das Unternehmen mit seinen milliardenschweren Investitionsplänen von SoftBank in Verbindung bringt. Diese Pläne erfordern eine Umwandlung des kommerziellen Unternehmenszweigs in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft, die von der Muttergesellschaft überwacht wird. Ohne eine Einigung noch in diesem Jahr könnte OpenAI auf die Hälfte der 40 Milliarden Dollar Finanzierung verzichten müssen. Schwierigkeiten bereitet dabei die enge Partnerschaft mit dem großen Investor Microsoft. Microsoft hat 2023 zehn Milliarden Dollar in OpenAI investiert, mit vorherigen Finanzierungen in den Jahren 2019 und 2021. Diese Investition sichert Microsoft eine maßgebliche Beteiligung an OpenAIs kommerziellen Geschäften sowie exklusive Zugangsrechte zu OpenAIs APIs und Modellen auf Azure. Dies schließt auch Umsatzbeteiligungen und geistige Eigentumsrechte bis 2030 ein. Diese Zusammenarbeit brachte Microsoft erhebliche Vorteile, indem es OpenAIs Technologien seinen Kunden anbieten konnte, was wesentlich zu den Einnahmen von 105 Milliarden Dollar im Geschäftsbereich "Intelligent Cloud" im Fiskaljahr 2024 beitrug. Die aktuellen Verhandlungen um neue Geschäftsbedingungen mit Microsoft laufen jedoch schleppend, und OpenAI zieht in Betracht, Kartellaufsichtsbehörden um Hilfe zu bitten. Eine Lösung ist dringlich, da OpenAI auch andere Pläne verfolgt, etwa das Blockieren von Microsofts Zugriff auf Technologien aus einem kürzlichen Erwerb. Zudem ist die künftige Aktienverteilung ein Streitpunkt: Microsoft ist bereit, Anteile aufzugeben, um Zugang zu neuen Technologien zu erhalten, was den Verhandlungsdruck weiter erhöht. Rechtswissenschaftlerin Jill Horwitz von der UCLA hebt hervor, dass der Ausgang der Verhandlungen von den rechtlichen Vereinbarungen abhängt, die nicht öffentlich verfügbar sind. Dennoch trägt die gemeinnützige Organisation die Verantwortung, im Einklang mit ihren satzungsmäßigen Zielen zu handeln. Im Laufe der Partnerschaft gab Microsoft bereits Exklusivrechte auf, als OpenAI sich mit Oracle und SoftBank zusammenschloss, was Microsoft trotzdem das Erstzugriffsrecht auf OpenAIs Cloud-Dienste sichert. Der Weg von OpenAI begann 2015 als gemeinnützige Organisation, mit dem Ziel, die digitale Intelligenz im Sinne der Menschheit zu fördern. Die Gründung eines gewinnorientierten Tochterunternehmens 2019 sollte es ermöglichen, externe Investitionen anzuziehen. Dabei unterliegt der kommerzielle Ableger weiterhin einer Holding, die von OpenAI-Mitarbeitern und -Investoren gehalten wird, während Microsoft keinerlei Stimmrechte besitzt. Auch juristische Auseinandersetzungen, wie die Klage von Elon Musk gegen die Umwandlungspläne, prägen die derzeitige Situation.