Google setzt verstärkt auf KI-Zusammenfassungen – Verlage fürchten weiteren Traffic-Verlust

Google setzt auf KI-Zusammenfassungen in Discover – Verlage fürchten weiteren Verlust an Klicks und Reichweite.

22.7.2025, 11:05
Eulerpool News 22. Juli 2025, 11:05

Google hat damit begonnen, in seiner Discover-Funktion innerhalb der Such-App auf iOS und Android KI-generierte Zusammenfassungen für Nachrichten anzuzeigen. Statt klassischer Schlagzeilen mit direktem Link zum Originalartikel erscheinen nun Logos mehrerer Medienhäuser, gefolgt von einer kurzen Zusammenfassung, die von Googles KI erstellt wurde. Der Konzern weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Inhalte fehlerhaft sein können.

Die neue Funktion ist nicht als Test deklariert, sondern bereits offiziell in den USA eingeführt, wie ein Google-Sprecher bestätigte. Zum Start konzentriert sich das Feature auf Lifestyle-Themen wie Sport und Unterhaltung, soll den Nutzern aber insgesamt helfen, schneller zu entscheiden, welche Inhalte sie tatsächlich lesen möchten.

Zusätzlich experimentiert Google weiterhin mit verschiedenen Formen der Nachrichtenaufbereitung in Discover. Neben den KI-Zusammenfassungen werden teils auch Bulletpoints unter Artikeln angezeigt oder Beiträge thematisch gebündelt. So werden beispielsweise zu einer Meldung über Donald Trumps Ukraine-Politik automatisch verwandte Artikel angeboten. Eine Story der Washington Post über ICE wurde mit Stichpunkten zum Inhalt ergänzt.

Die Anpassungen erfolgen vor dem Hintergrund massiver Umwälzungen im Online-Nachrichtenmarkt. Verlage wie The Wall Street Journal, Yahoo, Bloomberg oder USA Today experimentieren selbst mit KI auf ihren Plattformen. Start-ups wie Particle bieten KI-gestützte News-Reader an, die Zusammenfassungen liefern oder unterschiedliche Perspektiven beleuchten.

Doch viele Medienhäuser sehen Googles Strategie mit Sorge. Mit der Einführung von AI Overviews und AI Mode müssen Nutzer Websites immer seltener direkt besuchen. Informationen werden ihnen zunehmend in der Suchübersicht oder im Chatbot-Stil präsentiert – ein Trend, den auch Anwendungen wie ChatGPT oder Perplexity verstärken.

Um die Verlage zu besänftigen, hat Google kürzlich das Offerwall-Modell eingeführt. Damit können Publisher über Google Ad Manager neue Einnahmequellen testen, etwa durch Micropayments, Umfragen, Newsletter-Anmeldungen oder das Ansehen von Werbung. Für viele kommt dieser Schritt allerdings zu spät: Der Traffic ist bereits stark rückläufig.

Laut einer Analyse von Similarweb, auf die sich The Economist beruft, ist der weltweite Suchmaschinen-Traffic bis Juni im Jahresvergleich um 15 Prozent gefallen. Besonders drastisch zeigt sich der Rückgang bei Nachrichten-Inhalten: Der Anteil der Suchanfragen, die ohne Klick auf eine Verlagsseite enden, stieg von 56 Prozent im Mai 2024 auf fast 69 Prozent im Mai 2025. Die organischen Besuche sanken von einem Höchststand von über 2,3 Milliarden Mitte 2024 auf weniger als 1,7 Milliarden.

Google Discover galt bislang als verlässliche Quelle für Klicks. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Zusammenfassungen könnte jedoch auch dieser Kanal für Verlage an Relevanz verlieren.

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