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Krypto-Kreditgeschäft kehrt mit risikofreudigen Start-ups zurück – trotz bitterer Erfahrungen von 2022

Neue Krypto-Start-ups wie Divine und 3Jane treiben unbesicherte Kreditvergabe voran – trotz hoher Risiken und Vorgeschichte.

Eulerpool News 28. Juli 2025, 09:11

Rund 30.000 unbesicherte Kleinstkredite hat das in San Francisco ansässige Start-up Divine Research seit Dezember vergeben – ein bemerkenswerter Befund nur drei Jahre nach dem spektakulären Kollaps des Krypto-Kreditmarktes im Zuge der FTX-Pleite. Unterstützt wird Divine dabei durch das Iris-Scan-System der von OpenAI-Chef Sam Altman gegründeten Plattform World, die zur Verifizierung der Kreditnehmer dient.

Die Rückkehr des Hochrisiko-Segments fällt zusammen mit dem politischen und regulatorischen Rückenwind, den die Krypto-Branche unter US-Präsident Donald Trump erfährt. Die Aussicht auf institutionelle Akzeptanz, verbunden mit steigenden Preisen für digitale Assets wie Bitcoin, befeuert eine Renaissance von Geschäftsmodellen, die viele nach dem Crash von 2022 bereits abgeschrieben hatten.

Divine bietet Kreditbeträge unterhalb von 1.000 US-Dollar, ausgezahlt in USDC, einem Stablecoin mit Bindung an den US-Dollar. Zielgruppe sind laut Gründer Diego Estevez primär unterversorgte Konsumenten in Ländern mit schwacher Währungsstabilität wie Argentinien. Die Zinssätze liegen zwischen 20 und 30 Prozent, die Ausfallraten beim Erstkredit bei rund 40 Prozent. Verluste sollen durch hohe Zinssätze und die teilweise Rückforderung von Token kompensiert werden, die Nutzer für den Iris-Scan erhalten.

Auch andere Player drängen mit risikobehafteten Modellen zurück auf den Markt. Die Plattform 3Jane, unterstützt von dem auf FTX spezialisierten Investor Paradigm, vergibt unbesicherte Kreditlinien auf Ethereum-Basis. Die Bonitätsprüfung erfolgt auf Basis „verifizierbarer Nachweise“ von Vermögen oder zukünftigen Cashflows, ohne dass Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Im Falle eines Zahlungsausfalls werden Forderungen an US-Inkassodienste weiterverkauft.

Das Protokoll Wildcat wiederum richtet sich an institutionelle Händler und Market Maker, die auf Ethereum unterkollateralisiertes Kreditvolumen in flexiblen Strukturen aufnehmen. Bisher wurden laut Plattformangaben rund 170 Millionen US-Dollar über Wildcat vergeben. Der Kreditrahmen wird dabei direkt durch den Kreditnehmer definiert. Im Default-Fall müssen sich Gläubiger selbst um den Forderungseinzug kümmern.

Trotz der Lehren aus dem Jahr 2022 – als Plattformen wie Celsius und Genesis mit individuellen Einlagen Krypto-Kredite vergaben und anschließend kollabierten – kehren ähnliche Mechanismen zurück. Estevez betont, das Divine-Modell garantiere positive Renditen für Einleger durch eine optimierte Risikostruktur.

Große Traditionshäuser positionieren sich unterdessen vorsichtiger: Cantor Fitzgerald kündigte im Juli eine Bitcoin-gestützte Finanzierungsplattform an, JPMorgan prüft Kreditvergabe gegen Krypto-Assets seiner Kunden. Der Markt für unbesicherte Krypto-Kredite bleibt jedoch ein Nischensegment – bislang.

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