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Chinas Biotech-Aktien im Höhenflug – Lizenzen für innovative Krebstherapien treiben Investoren an
Chinas Biotech-Sektor überzeugt mit innovativen Krebstherapien und niedrigen Kosten, westliche Pharmariesen sichern sich Lizenzen.

Chinas Biotech-Sektor überzeugt mit innovativen Krebstherapien und niedrigen Kosten, westliche Pharmariesen sichern sich Lizenzen.
Chinesische Biotech-Aktien verzeichnen 2024 einen massiven Aufschwung. Der Hang Seng Biotech Index legte seit Jahresbeginn um 61,8 Prozent zu und schlägt damit den breiter gefassten Hang Seng Index deutlich, der bislang auf ein Plus von 20,6 Prozent kommt. Nach einem jahrelangen Bärenmarkt setzen Investoren wieder verstärkt auf den Sektor – vor allem wegen Fortschritten bei innovativen Krebstherapien, die zunehmend für westliche Pharmakonzerne von Interesse sind.
Auslöser der Rally ist der technologische Fortschritt chinesischer Biotech-Unternehmen, insbesondere bei sogenannten PD-1-Immuntherapien. Diese gelten als potenzielle Gamechanger, weil sie nahezu universell gegen verschiedene Krebsarten einsetzbar sein könnten. Neue Varianten wie PD-1 VEGF zeigen in Studien vielversprechende Ergebnisse. „Der Grund für den Hype um PD-1 ist klar: Es könnte gegen fast jede Krebsart helfen“, sagt Cui Cui, Leiterin Healthcare Research Asien bei Jefferies.
Internationales Interesse zeigen auch jüngste Lizenzdeals. 3SBio aus Shenyang sicherte sich im Mai eine Partnerschaft mit Pfizer über 1,25 Milliarden Dollar für seine PD-1-Therapie – die Aktie legte seit Jahresbeginn um 318 Prozent zu. Der Wettbewerber Akeso aus Guangdong überzeugte in direkten Vergleichsstudien gegen Mercks Bestseller Keytruda und steigerte seinen Kurs um 92 Prozent.
Auch bei GLP-1-Wirkstoffen zur Adipositas-Behandlung machen chinesische Firmen Fortschritte. Hansoh Pharma aus Jiangsu schloss Ende 2023 einen milliardenschweren Exklusivvertrag mit Merck über seine GLP-1-Medikamente. Seitdem stieg die Aktie um 86 Prozent.
Der Aufschwung beruht nicht nur auf Innovation, sondern auch auf strukturellen Vorteilen. Geringere Löhne, niedrigere Produktionskosten sowie ein großer Pool an Forschern machen klinische Studien in China deutlich günstiger als im Westen. Zudem haben mehrere chinesische Biotech-Firmen 2024 erstmals die Gewinnzone erreicht. „Das ist ein Wendepunkt für die Branche“, so Jialin Zhang von Nomura.
Trotz des Rückenwinds bleibt geopolitische Unsicherheit ein Risikofaktor. Die USA bleiben mit rund 50 Prozent des weltweiten Umsatzes wichtigster Markt für verschreibungspflichtige Medikamente. Zwar droht die Trump-Administration mit Pharmazöllen von bis zu 200 Prozent, doch halten viele Investoren das für wenig wahrscheinlich. Amerikanische Biotech-Firmen lobbyieren bereits gegen Partnerschaften westlicher Pharmakonzerne mit China, doch Jefferies-Analystin Cui erwartet keine Abkehr von Lizenzmodellen. „Solange die großen US-Pharmakonzerne wirtschaftlich nicht betroffen sind, wird es weitergehen.“
Langfristig verfolgen einige chinesische Biotech-Unternehmen große Ambitionen. „Sie wollen das nächste Pfizer werden“, sagt Emily Dong von Conning Asia Pacific. „Ob sie das wirklich schaffen, muss sich erst zeigen.“