Merck plant Übernahme von Verona Pharma für rund 10 Mrd. Dollar – COPD-Mittel soll Patentlücke schließen

Merck kauft Verona Pharma für 10 Mrd. Dollar, um Umsatzausfälle nach dem Keytruda-Patentablauf abzufedern.

10.7.2025, 08:00
Merck & Co
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Eulerpool News 10. Juli 2025, 08:00

Merck & Co steht kurz vor seiner größten Akquisition seit 2023: Der US-Pharmakonzern will den britischen Biotech-Spezialisten Verona Pharma für etwa 10 Mrd. US-Dollar übernehmen. Im Zentrum der Übernahme steht das COPD-Medikament Ohtuvayre, dessen jährliches Spitzenumsatzpotenzial Analysten auf bis zu 4 Mrd. Dollar schätzen.

Mit dem Kauf will Merck seine Position im Bereich Atemwegserkrankungen deutlich ausbauen. Ohtuvayre, das 2023 in den USA zugelassen wurde, war das erste neue inhalative COPD-Medikament seit über 20 Jahren, das nicht auf Steroiden basiert. Stattdessen setzt es auf die Hemmung zweier Enzyme, um Atemwege zu erweitern und Entzündungen zu mindern. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres wurden über 25.000 Rezepte ausgestellt – deutlich mehr als erwartet.

Merck bietet laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen 107 Dollar je American Depository Share – ein Aufschlag von 23 Prozent auf den letzten Schlusskurs. Der Deal könnte noch diese Woche verkündet werden, sofern es zu keinen kurzfristigen Komplikationen kommt.

Die Akquisition kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Merck unter steigendem Druck steht, neue Umsatzquellen zu erschließen. Das Unternehmen erwartet ab 2028 signifikante Einbußen durch den Patentablauf seines Blockbusters Keytruda – aktuell mit einem Jahresumsatz von fast 30 Mrd. Dollar das weltweit umsatzstärkste Medikament. Zusätzliche Belastung entsteht durch Preisregulierungen in den USA und einen Absatzrückgang beim Impfstoff Gardasil in China infolge von Zöllen.

Die geplante Integration von Verona folgt einer klaren strategischen Linie: CEO Rob Davis hatte in der Vergangenheit angekündigt, gezielt Zukäufe im Bereich zwischen 1 Mrd. und 15 Mrd. Dollar zu prüfen – oder darüber hinaus, wenn das Ziel strategisch passe. Seit seinem Amtsantritt 2021 gehört Merck zu den aktivsten Pharma-Käufern weltweit, mit Übernahmen wie Prometheus Biosciences (10,8 Mrd. $) und Acceleron Pharma (11,5 Mrd. $).

Verona, 2005 gegründet und in London ansässig, prüft die Erweiterung der Anwendung von Ohtuvayre auf weitere Indikationen wie Bronchiektasen, Asthma und Mukoviszidose. Für Merck bedeutet dies langfristig eine potenzielle Pipeline-Erweiterung mit geringem Entwicklungsrisiko. Zudem könnte Merck mit seinen globalen Strukturen den internationalen Roll-out des Präparats deutlich beschleunigen.

Neben dem operativen Fokus spielt auch die politische Großwetterlage in den USA eine Rolle: Die Aussicht auf Preisreformen unter Donald Trump, regulatorische Unsicherheit und der Einfluss von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. schüren zusätzliche Nervosität im Sektor.

Für Merck ist der geplante Zukauf nicht nur eine Erweiterung der Indikationsbreite – er ist eine direkte Reaktion auf den absehbaren Rückgang des Kerngeschäfts.

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