Allianz-Chef Bäte warnt vor Kollaps des Sozialstaats – „Deutschland wieder der kranke Mann Europas“

Allianz-Chef warnt vor Kollaps des deutschen Sozialstaats in zehn Jahren ohne radikale Einschnitte bei Ausgaben.

17.7.2025, 18:04
Eulerpool News 17. Juli 2025, 18:04

Allianz-Chef Oliver Bäte sieht Deutschland erneut auf dem Weg zum „kranken Mann Europas“. Bei der Jahrespressekonferenz des Versicherungskonzerns warnte er eindringlich vor den Folgen ausufernder Sozialausgaben und prognostizierte den Kollaps des deutschen Sozialstaats binnen zehn Jahren, sollte die Politik nicht entschlossen gegensteuern.

„Wir sind wieder da, wo wir 1997 waren“, sagte Bäte mit Blick auf die damalige Zeit, als Deutschland wegen hoher Arbeitslosigkeit und Wachstumsproblemen als Sorgenkind Europas galt. Zwar liege die Arbeitslosigkeit heute deutlich unter der 5-Millionen-Marke von damals, doch warnte der Allianz-Chef vor wachsender Belastung durch ungebremste Ausgaben im Gesundheits- und Sozialbereich. „Mathematisch muss man dafür kein Genie sein“, sagte er. Das Bruttoinlandsprodukt stagniere, während die Gesundheitsausgaben um „6, 7 oder 8 Prozent im Jahr“ steigen.

Bäte, seit 2014 Vorstandsvorsitzender des Versicherungsriesen und Mutterkonzern des Vermögensverwalters Pimco, zeichnete ein düsteres Bild: „Mein Szenario ist, dass unser Sozialstaat in zehn Jahren am Boden liegt.“ Deutschlands Rentensystem funktioniere nicht mehr und benötige dringend höhere Kapitalerträge, um der demografischen Entwicklung standzuhalten.

Gleichzeitig äußerte er sich skeptisch über die aktuelle Bewertung von US-Technologieaktien und mahnte zur Vorsicht. „Glauben wir wirklich, dass eine Firma wie Nvidia 4 Billionen Dollar wert ist? Oder Tesla?“, fragte Bäte provokant. „Ist es wirklich klug, einen Großteil seines Portfolios in solchen Werten zu halten?“ Zwar betonte er, keine Anlageempfehlung geben zu wollen, doch warnte er vor den Risiken einseitiger Portfolios in einem zunehmend volatilen Umfeld.

Bäte, der in der Vergangenheit immer wieder durch deutliche Worte auffiel, hatte sich bereits für höhere Erbschaftssteuern und die Kürzung von Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall ausgesprochen. Seine jüngste Mahnung trifft auf eine deutsche Wirtschaft, die nach zwei Jahren Schrumpfung weiter unter schwachem Wachstum leidet. Zwar liegt die Sozialstaatsquote nach OECD-Vergleich noch im moderaten Bereich, dennoch warnen Ökonomen angesichts der anstehenden Verrentung der Babyboomer vor massiven Finanzierungslücken in der Zukunft.

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