Bundesbank kritisiert Rentenpolitik: Reformen greifen zu kurz bei alternder Bevölkerung

18.6.2025, 18:12

Bundesbank sieht Rentenreform als unzureichend, da Frühverrentungsanreize bestehen bleiben und zentrale Hebel ungenutzt sind.

Eulerpool News 18. Juni 2025, 18:12

Die Bundesbank warnt in ihrem aktuellen Monatsbericht vor erheblichen Finanzierungslücken im deutschen Rentensystem und kritisiert die Rentenpolitik der Bundesregierung als unzureichend. Die geplanten Anreize für längeres Arbeiten reichten nicht aus, um die demografischen Belastungen abzufedern.

Nach Einschätzung der Notenbank werden bis 2035 rund 4,8 Mio. Menschen in den Ruhestand treten – das entspricht einem Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials um 9 %. Schon heute fließen 27 % des Bundeshaushalts – im Jahr 2025 rund 133 Mrd. Euro – als Zuschüsse in die gesetzliche Rentenversicherung.

Zwar plant die Regierung unter Kanzler Friedrich Merz, steuerliche Anreize für ältere Erwerbstätige zu schaffen. Die Bundesbank sieht jedoch kaum Wirkung: Diese Maßnahmen seien in einem Umfeld, in dem Frühverrentung weit verbreitet sei, voraussichtlich „nur begrenzt wirksam“.

Kritisch wird insbesondere angemerkt, dass bestehende Frühverrentungsanreize nicht abgeschafft, sondern bestehen gelassen würden. So dürfen Beschäftigte mit 45 Versicherungsjahren bereits zwei Jahre vor dem regulären Renteneintritt ohne Abschläge in den Ruhestand gehen. Für andere gelten zwar Abschläge – doch nach Berechnungen der Bundesbank sind diese um rund ein Drittel zu niedrig angesetzt.

„Zentrale rentenpolitische Hebel zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen bleiben ungenutzt“, heißt es im Bulletin. Eine wirkungsvolle Maßnahme wäre laut Analyse die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung – ein Schritt, den viele Ökonomen seit Jahren fordern.

Auch im Vergleich mit anderen EU-Staaten steht Deutschland unter Druck: Wie Frankreich setzt die Bundesrepublik stark auf ein umlagefinanziertes Rentensystem. Private Vorsorge spielt nach wie vor eine untergeordnete Rolle.

Darüber hinaus zweifelt die Notenbank an der Wirksamkeit der derzeitigen Maßnahmen: Nur 14 % der älteren Erwerbstätigen arbeiten aus finanziellen Gründen weiter. Deutlich mehr geben laut Umfragen an, wegen Freude an der Arbeit oder sozialer Kontakte im Berufsleben zu bleiben.

Die Bundesbank kommt zu einem klaren Urteil: Die angekündigten Reformen „werden nicht quantitativ bedeutsam“ sein, wenn nicht grundlegendere Maßnahmen erfolgen.

Mach die besten Investments deines Lebens

Für 2 € testen

Favoriten unserer Leser