Pernod Ricard stellt sich neu auf. Der französische Spirituosenkonzern will seine Organisationsstruktur vereinfachen, zentrale Verwaltungsfunktionen bündeln und mittelfristig Stellen abbauen – eine direkte Reaktion auf die anhaltende Absatzschwäche in der Branche. Das bestätigte das Management gegenüber seinen Mitarbeitenden in dieser Woche.
Künftig sollen die Marken des Unternehmens in zwei operative Einheiten aufgeteilt werden: Eine umfasst Whiskey, Cognac und Champagner – darunter Jameson, Martell und Perrier-Jouët – die zweite bündelt übrige Spirituosen und Aperitifs wie Absolut oder Lillet. Konkrete Zahlen zum Personalabbau nannte das Unternehmen nicht. Laut unternehmensnahen Kreisen stehe die Prüfung und Abstimmung mit den jeweiligen Einheiten noch am Anfang.
In einer internen Mitteilung betonte das Management, man wolle „agiler und effizienter werden“ und sich auf „ein sich rasant veränderndes Marktumfeld“ einstellen. Die Neustrukturierung solle dazu beitragen, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund eines spürbaren Marktrückgangs. Der weltweite Spirituosenabsatz leidet seit Monaten unter dem verhaltenen Konsumverhalten vieler Verbraucher. Inflation, wirtschaftliche Unsicherheit und ein genereller Trend zur Reduktion von Alkohol haben die Nachfrage belastet. Im dritten Geschäftsquartal sank der Umsatz von Pernod Ricard um drei Prozent – insbesondere wegen rückläufiger Martell-Verkäufe in China. Auch in den USA blieb die Entwicklung trotz kurzfristiger Vorratskäufe vor neuen Zöllen unter den Erwartungen.
Mit dem Schritt reiht sich Pernod Ricard in eine Serie struktureller Anpassungen großer Wettbewerber ein. Moët Hennessy, Teil des LVMH-Konzerns, kündigte jüngst an, weltweit rund 1.200 Stellen abzubauen – ein Rückgang von 13 Prozent der Belegschaft. Diageo wiederum, Marktführer bei Spirituosen, prüft Portfolioverkäufe und setzt auf ein Sparprogramm im Umfang von 500 Mio. Dollar, um ab 2025 jährlich rund 3 Mrd. Dollar freien Cashflow zu erwirtschaften. Die Prognosen für mittelfristige Umsatzentwicklung wurden bereits im Februar kassiert.