Business
Frankreichs Militär sichert Eutelsat Milliardenauftrag – strategischer Impuls für europäische Satellitenautonomie
Ein milliardenschwerer Militärdeal mit Paris verschafft Eutelsat neue Mittel und stärkt Europas satellitengestützte Technologiesouveränität.

Mitten in den Verhandlungen über eine Kapitalerhöhung erhält der angeschlagene Satellitenbetreiber Eutelsat einen bedeutenden Rückenwind: Die französische Armee hat einen zehnjährigen Vertrag mit dem staatlich gestützten Unternehmen unterzeichnet. Im Rahmen eines neuen Kommunikationsprogramms des Verteidigungsministeriums könnte sich das Auftragsvolumen für Eutelsat auf bis zu eine Milliarde Euro belaufen – konkrete Beträge wurden jedoch nicht veröffentlicht.
Die Vereinbarung wurde am Donnerstag während der Pariser Luftfahrtmesse öffentlich gemacht. Sie kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Eutelsat auf zusätzliche Mittel angewiesen ist, um sein ambitioniertes Low Earth Orbit (LEO)-Satellitenprojekt voranzutreiben. Die Aktie des Unternehmens reagierte prompt und legte im Vormittagshandel in Paris um rund 11 Prozent zu.
Im Zentrum des Vertrags steht der militärische Zugriff auf das OneWeb-Satellitennetzwerk, das mit rund 650 aktiven LEO-Satelliten nach Elon Musks Starlink (über 7.000 Satelliten) die zweitgrößte Konstellation weltweit betreibt. OneWeb gehört seit einer Rettungsfusion im Jahr 2020 mehrheitlich zu Eutelsat. Doch der technische Rückstand ist erheblich: Ein großer Teil der Flotte muss in den kommenden Jahren ersetzt werden. Hinzu kommt der Einstieg in das von der EU geförderte Programm Iris², das auf eine europäische Satelliteninfrastruktur mit sicherheitsrelevanten Anwendungen abzielt – ein Vorhaben, das in Milliardenhöhe finanziert werden muss.
Der Vertrag mit dem französischen Verteidigungsministerium wird somit zum strategischen Signal: Paris will sich langfristig unabhängiger von außereuropäischen Anbietern wie Starlink machen und positioniert Eutelsat als zentralen Akteur der technologischen Souveränität. Iris² wird von der französischen Regierung als „Schlüsselelement für Europas Unabhängigkeit“ eingestuft.
Eutelsat-CEO Jean-François Fallacher betonte, die Vereinbarung zeige die „zunehmende Relevanz von LEO-Kapazitäten für militärische Anforderungen“. Das Verteidigungsministerium erklärte, das Programm ziele darauf ab, die Sicherheit und Funktionalität des OneWeb-Systems sukzessive zu verbessern, um es für eine breitere Palette an militärischen Anwendungen nutzbar zu machen.
Die Kapitalstruktur Eutelsats ist europäisch geprägt: Neben der französischen Staatsholding halten auch die britische Regierung (11 Prozent) und Bharti Global aus Indien (24 Prozent) Anteile – beide Partner hatten sich bereits 2020 an der Rettung OneWebs beteiligt. Der französische Logistikriese CMA CGM ist ebenfalls unter den Großaktionären.