Economics

Tanker-Charterraten durch Hormus steigen sprunghaft – Reeder meiden Risiko nach Israels Angriff auf Iran

Angst vor Eskalation im Golf treibt Charterpreise für Öltanker durch Hormus binnen Tagen um über 100 Prozent.

Eulerpool News 20. Juni 2025, 11:01

Die Charterpreise für Öltanker auf der Route vom Golf nach China haben sich innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Hintergrund ist die wachsende Unsicherheit im Persischen Golf nach Israels Angriff auf iranisches Territorium. Der Preis für einen Very Large Crude Carrier (VLCC), der bis zu zwei Millionen Barrel Rohöl transportieren kann, stieg laut Clarksons Research von 19.998 USD täglich am 10. April auf 47.609 USD am 17. April – ein Plus von 138 Prozent.

Zum Vergleich: Der Baltic Dirty Tanker Index, der die weltweiten Charterraten für Rohöltanker abbildet, legte im gleichen Zeitraum lediglich um 12 Prozent zu. Auch die Charterpreise für Long Range 2-Tanker, die raffinierte Ölprodukte transportieren, schnellten nach Angaben von Clarksons in nur einer Woche von 21.097 USD auf 51.879 USD nach oben.

Ein Grund für den Anstieg: Reeder halten sich derzeit mit Fahrten durch die Straße von Hormus zurück, da sie höhere Risikoaufschläge verlangen oder eine Eskalation befürchten. „Viele Marktteilnehmer spekulieren darauf, dass sich die Raten weiter erhöhen werden“, sagte Joakim Hannisdahl, Gründer des Schifffahrts-Hedgefonds Gersemi Asset Management.

Die Verwerfungen treffen auf einen ohnehin angespannten Markt. Der Rückgriff vieler Käufer auf reguläre Tanker statt auf Irans „dark fleet“ – ein Netzwerk von nicht registrierten, meist nicht versicherten Schiffen – treibt die Nachfrage weiter. „Wenn iranische Schiffe wegfallen, steigt der Bedarf an konventioneller Tonnage“, so Richard Fulford-Smith von der Investmentfirma Eden Ocean. Eine Verschiebung in Richtung regulärer Exporteure aus dem Golfraum sei bereits im Gang.

Lars Barstad, CEO des Tankerbetreibers Frontline, sagte vergangene Woche, er rechne damit, dass Importeure infolge der Eskalation ihre Beschaffung umstellen – weg vom Iran, hin zu anderen Golfstaaten.

Gleichzeitig betont Clarksons-Research-Direktor Stephen Gordon, dass es bislang keine Hinweise gebe, wonach iranische Ölexporte durch die Angriffe beeinträchtigt worden seien. „Die Ölflüsse aus der Region laufen weiter, auch wenn Reeder höhere Risikoaufschläge fordern oder den Golf meiden.“

Wie angespannt die Lage ist, zeigte sich am Dienstag: Die „Front Eagle“, ein Schiff von Frontline, kollidierte kurz nach der Ausfahrt aus dem Golf mit einem nicht registrierten Tanker der „dark fleet“. Menschen kamen nicht zu Schaden.

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