Zukunftskampfjet FCAS droht zu scheitern – Airbus fordert politische Lösung im Streit mit Dassault

18.6.2025, 12:12

Der Machtkampf zwischen Airbus und Dassault gefährdet Europas wichtigstes Rüstungsprojekt – eine politische Lösung wird dringend.

Eulerpool News 18. Juni 2025, 12:12

Airbus-Chef Michael Schoellhorn warnt vor einem Scheitern des europäischen Rüstungsprojekts FCAS, sollte der anhaltende Streit mit dem französischen Partner Dassault Aviation nicht bis Jahresende gelöst werden. Es geht um die nächste Projektphase – den Bau eines ersten Demonstrators für das zukünftige Kampfflugzeug –, bei dem Uneinigkeit über Führungsrollen und Entscheidungsbefugnisse droht, das milliardenschwere Vorhaben zu blockieren.

„Es wird sehr schwierig, wenn die französische Seite das ganze Governance-Modell umstellen will“, sagte Schoellhorn am Rande der Pariser Luftfahrtmesse. Seine Kritik richtet sich insbesondere gegen die Forderung von Dassault-CEO Éric Trappier, der sich zunehmend gegen das Prinzip „eine Nation, eine Stimme“ wendet. Trappier argumentiert, dass Frankreich als Lead-Nation nicht von Deutschland und Spanien überstimmt werden dürfe – ein Umstand, der laut ihm effiziente Entscheidungen verhindere.

Die Auseinandersetzung dreht sich um das größte Rüstungsprojekt Europas: Das Future Combat Air System (FCAS) soll ab Mitte der 2040er-Jahre den Eurofighter, Tornado und die Rafale ersetzen. Entwickelt werden soll nicht nur ein neues Kampfflugzeug, sondern ein gesamtes System aus bemannten Jets, Drohnen und vernetzter Kommunikation. Deutschland, Frankreich und Spanien hatten das Vorhaben 2017 gemeinsam gestartet, um die europäische Verteidigungsautonomie zu stärken.

Doch das Projekt wird von internen Rivalitäten belastet. Zwischen Airbus, das die deutsche Seite vertritt, und Dassault, dem französischen Partner, gibt es seit Jahren Streit über Technologiezugang, Führungsrollen und Aufteilung kritischer Entwicklungsbereiche. Spanien ist über Indra Sistemas ebenfalls beteiligt.

Schoellhorn sieht nun den Punkt erreicht, an dem eine rein industrielle Einigung nicht mehr ausreicht. „Es braucht eine politische und industrielle Verständigung, dass das, was wir einst vereinbart haben, weiterhin Gültigkeit hat“, betonte er. Airbus habe bewusst auf die bewährte Partnerschaft mit BAE Systems und Leonardo verzichtet, um gemeinsam mit Dassault ein französisch-deutsches Zukunftsprojekt zu schaffen. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt jetzt in Paris.“

Trappier wiederum pocht auf die überlegene Expertise seines Hauses: Die Rafale-Verkäufe der vergangenen Jahre zeigten, dass Dassault als erfahrener Kampfflugzeugbauer deutlich mehr als ein Drittel des Arbeitsanteils beanspruchen müsse, um effektiv führen zu können. Airbus kontert mit dem Verweis auf 50 Jahre erfolgreicher Kooperation bei Tornado und Eurofighter.

Zusätzlicher Druck kommt von außen: Das konkurrierende Global Combat Air Programme von BAE Systems, Leonardo und Mitsubishi Heavy Industries will bis 2035 ein eigenes High-End-Kampfflugzeug auf den Markt bringen. Europa riskiert, den Anschluss zu verlieren, wenn FCAS nicht bald konkreter wird.

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