Eine Woche nach dem Absturz von Flug AI171 in Ahmedabad, bei dem 241 Menschen ums Leben kamen, verteidigt Air-India-Eigentümer Tata Group die technische Historie der Boeing 787-9 Dreamliner. Der Vorsitzende N. Chandrasekaran erklärte gegenüber der Economic Times, das verunglückte Flugzeug habe eine „saubere Historie“, beide Triebwerke seien gewartet oder kürzlich ersetzt worden.
Konkret sei das rechte Triebwerk im März 2024 ausgetauscht worden, das linke wurde zuletzt 2023 gewartet und hätte planmäßig im Dezember zur nächsten Kontrolle gemusst. Auch an der Qualifikation des Flugpersonals bestünden laut Chandrasekaran keine Zweifel: Kapitän Sumeet Sabharwal hatte über 11.500 Flugstunden, sein Co-Pilot Clive Kunder mehr als 3.400.
Indiens Aircraft Accident Investigation Bureau (AAIB) führt die Untersuchung gemeinsam mit britischen und US-Behörden. Auch Boeing und Triebwerkshersteller GE Aerospace unterstützen die Ermittlungen. Erste Zwischenergebnisse werden frühestens in einem Monat erwartet. Die Flugdatenschreiber („Black Boxes“) werden derzeit ausgewertet. Laut Analysten deute frühes Videomaterial darauf hin, dass sich kurz nach dem Start die sogenannte Ram Air Turbine aktiviert habe – ein Notfallmechanismus bei Energie- oder Triebwerksausfall.
Für Boeing ist es der erste tödliche Zwischenfall mit einem Dreamliner. Das Unglück stellt zudem einen empfindlichen Rückschlag für die Modernisierung von Air India dar. Seit Tata die Fluggesellschaft 2022 vom indischen Staat übernahm, sollte sie mit Partner Singapore Airlines unter dem Dach der Tata Group international wettbewerbsfähig gemacht werden.
Chandrasekaran betonte, dass Singapurs Airline-Gruppe bereits wesentliche Sicherheitsprotokolle und Verfahren in die fusionierte Fluggesellschaft eingebracht habe. Kritik am „Schweigen“ von Singapore Airlines wies er zurück: CEO Goh Choon Phong stehe seit dem Unfall „in ständigem Kontakt“.
Als Folge der erhöhten Sicherheitskontrollen sowie geopolitischer Flugraumrestriktionen streicht Air India nun 15 Prozent ihrer Langstreckenflüge – ein vorübergehender Schritt, wie es aus dem Unternehmen heißt.