Aria soll für Großbritannien tun, was Darpa für die USA war: Eine Innovationswelle selbst erzeugen

Aria will Großbritannien mit risikofreudiger Forschungspolitik zum Schrittmacher wissenschaftlich-technologischer Innovationen machen.

20.6.2025, 13:12
Eulerpool News 20. Juni 2025, 13:12

Mit einem Budget von 800 Millionen Pfund und dem erklärten Ziel, „moonshot science“ zu fördern, positioniert sich die britische Advanced Research and Invention Agency (Aria) als ein zentraler Akteur im Kampf um technologische Führerschaft. Anders als klassische Forschungseinrichtungen will Aria keine Trends begleiten, sondern die Impulse setzen – mit einem klar unternehmerisch geprägten Modell und einem hohen Maß an Risikobereitschaft.

Aria-Chef Ilan Gur, ein US-Amerikaner mit Stationen an der UC Berkeley, sieht Großbritannien am Vorabend einer wissenschaftlich-unternehmerischen Explosion. Die britische Forschung, so Gur, sei „wie eine straff gespannte Feder, bereit zur Entladung“. Dass die Regierung im jüngsten Haushaltsplan über eine Milliarde Pfund zusätzlich bis 2030 bereitstellt, unterstreicht die Ambitionen – auch wenn das im globalen Vergleich mit den jährlich über 3 Billionen Dollar an F&E-Ausgaben ein kleiner Posten bleibt.

Im Gegensatz zu typischer Forschungsförderung orientiert sich Aria stark an den Prinzipien von Venture Capital: Fokus auf disruptive Technologien, schnelle Entscheidungsprozesse und Toleranz für Scheitern. Jeder der aktuell aktiven Programme wird von einem „Programme Director“ mit einem eigenen Budget von rund 50 Millionen Pfund gesteuert. Ziel ist es, in Bereichen wie Neurotechnologie, synthetischer Biologie und Klimakühlung durch gezielte Förderung technologische Durchbrüche zu erzielen.

Mehr als 40 Prozent der Mittel fließen direkt an Start-ups und Industrieunternehmen, darunter auch Kooperationen mit Google DeepMind und dem US-Investor Fifty Years. Aria agiert dabei als Katalysator zwischen Grundlagenforschung und Kommerzialisierung, mit dem Anspruch, wissenschaftliche Exzellenz schneller in marktfähige Anwendungen zu überführen.

Gleichzeitig stößt das Modell auch auf Kritik. Die Behörde unterliegt laut Gründungsgesetz nur begrenzter externer Kontrolle. James Wilsdon vom Research on Research Institute bezeichnet Aria als „öffentlich finanzierten Sandkasten mit minimaler Rechenschaftspflicht“. Da der Erfolg vieler Projekte erst in Jahrzehnten messbar sein wird, bleibt die Bewertung der Effektivität zunächst spekulativ.

Doch der Einfluss auf die wissenschaftliche Kultur könnte schneller spürbar werden. Wenn es Aria gelingt, den weltweit besten Forscherinnen und Forschern glaubhaft zu vermitteln, dass Großbritannien der Ort ist, an dem sie die beste Wissenschaft machen können, könnte sich das Land als Innovationsstandort neu positionieren – und Gur recht behalten.

Mach die besten Investments deines Lebens

Für 2 € testen

Favoriten unserer Leser