Amazon kündigt Stellenabbau infolge von KI-Einsatz an

Amazon plant mit KI-Einsatz signifikanten Stellenabbau im Konzern – vor allem in der Verwaltung und Logistik.

18.6.2025, 09:11
Eulerpool News 18. Juni 2025, 09:11

Amazon-Chef Andy Jassy hat erstmals offen eingeräumt, dass der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) mittelfristig zu einem Stellenabbau im Konzern führen wird. In einem internen Memo warnte Jassy die Belegschaft, dass der Konzern in den kommenden Jahren „weniger Menschen für einige Aufgaben benötigen wird, die heute noch manuell erledigt werden“.

Amazon setze KI bereits breitflächig in der Logistik ein, um Kosten zu senken und Prozesse zu beschleunigen, so Jassy weiter. Besonders betroffen sei das sogenannte „corporate workforce“ – also die weißen Kragen im Unternehmen. Gleichzeitig betonte er, dass parallel neue Rollen entstünden, deren Umfang sich aber derzeit nicht abschätzen lasse.

Der Vorstoß kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Investoren verstärkt verlangen, dass Amazon konkrete Renditen aus seiner massiven KI-Offensive liefert. Das Unternehmen hat für das laufende Geschäftsjahr Investitionen von rund 100 Milliarden US-Dollar angekündigt, der Großteil davon fließt in den Ausbau der KI-Infrastruktur, insbesondere für die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS).

Der Druck steigt: Amazons Aktienkurs liegt seit Jahresbeginn rund 2,5 Prozent im Minus. Hinzu kommen geopolitische Risiken – insbesondere durch die unberechenbare Handelspolitik der Trump-Regierung –, die das internationale Geschäft belasten.

Im vergangenen Jahr hatte Jassy bereits umfassende Strukturreformen angestoßen, um Hierarchieebenen abzubauen und Entscheidungsgeschwindigkeiten zu erhöhen. 2023 wurden in zwei Wellen insgesamt 27.000 Stellen gestrichen, Anfang 2024 folgten weitere Einschnitte bei AWS. Der aktuelle Schritt markiert nun eine strategische Neuausrichtung, bei der Effizienz vor Beschäftigungssicherung steht.

Brisant ist vor allem der offene Umgang mit dem Thema. Während viele Tech-Konkurrenten wie Microsoft öffentlich noch betonen, dass KI hauptsächlich Effizienzgewinne bringe, spricht Amazon erstmals Klartext. Dabei hatte Microsoft im Mai rund 3 Prozent seiner Belegschaft entlassen – vor allem Softwareentwickler –, ohne einen direkten Zusammenhang mit KI herzustellen.

Auffällig ist jedoch, dass Microsoft-Chef Satya Nadella zuletzt selbst einräumte, dass bereits 20 bis 30 Prozent des Codes in einigen Projekten automatisiert erstellt würden – eine Entwicklung, die das gesamte Selbstverständnis von Wissensarbeitern in der Technologiebranche infrage stellt.

Mach die besten Investments deines Lebens

Für 2 € testen

Favoriten unserer Leser