Flexjet, der weltweit zweitgrößte Anbieter von Privatjets, hat sich in einer von LVMH-naher Beteiligungsgesellschaft L Catterton angeführten Finanzierungsrunde 800 Millionen Dollar gesichert. Damit steigt die Unternehmensbewertung auf rund 4 Milliarden Dollar. Ziel ist es, vom wachsenden Bedarf junger, vermögender Kunden zu profitieren, insbesondere aus der Tech- und Krypto-Szene.
Flexjet-Vorsitzender Kenn Ricci erklärte gegenüber der Financial Times, dass das Unternehmen derzeit verstärkt Anfragen von Unternehmern aus den Bereichen Technologie und Bitcoin verzeichne. „Diese Industrien sind spekulativ, dort entsteht Vermögen sehr schnell.“
Die Mittel sollen vorrangig in den Ausbau der Flotte fließen. Flexjet betreibt mehr als 300 Businessjets, darunter Maschinen von Gulfstream, und bietet Teilhaberschaften an den Flugzeugen an. Das Unternehmen hatte Ende 2022 von Plänen Abstand genommen, über einen Spac-Deal mit einer Bewertung von 3,1 Milliarden Dollar an die Börse zu gehen.
Die aktuelle Investition markiert laut Jefferies die größte Kapitalrunde, die es jemals im privaten Luftfahrtsektor gegeben hat. Flexjet liegt hinter Marktführer NetJets, das zum Warren-Buffett-Imperium gehört, auf Platz zwei weltweit.
Neben L Catterton beteiligten sich KSL Capital Partners und die J Safra Group an der Finanzierungsrunde. Flexjet prüft, wie es von den Verbindungen von L Catterton zu LVMH profitieren kann, etwa beim Design luxuriöser Kabinenausstattungen.
Das Unternehmen mit Sitz in Cleveland, Ohio, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar, was einem Zuwachs von über 50 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Das Ebitda lag 2024 bei 390 Millionen Dollar und soll dieses Jahr auf 425 Millionen Dollar steigen. Besonders stark hat Flexjet vom Nachfrageschub nach Reisen in den Nahen Osten profitiert: Die Zahl der Flüge nach Dubai oder Dschidda hat sich seit 2021 verzehnfacht.
Der Markt für Super-Premium-Jets wuchs 2023 laut AeroDynamic Advisory um 7 Prozent auf 22,7 Milliarden Dollar. Für 2024 wird ein erneutes Plus von 7,3 Prozent erwartet. 764 Privatjets wurden im vergangenen Jahr ausgeliefert.
Flexjet reagiert zudem auf den demografischen Wandel unter den Kunden. Das Durchschnittsalter der Klientel sank von 62 Jahren im Jahr 2019 auf aktuell 58 Jahre. „Jüngere Menschen wollen weiter reisen, nach London oder Dubai, und sie verlangen größere Flugzeuge“, so Ricci. Der Trend zu Luxuskonsum widerspreche dabei der angeblichen Gen-X-Frugalität.
L Catterton wurde 2016 von Catterton, LVMH und der Familienholding von Bernard Arnault gegründet. Ein Viertel der aktuellen Investitionssumme soll laut Insidern als Dividende an bestehende Flexjet-Aktionäre ausgeschüttet werden.
