Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forum (WEF), hat dem Stiftungsrat der Organisation vorgeworfen, eine Vereinbarung über mediale Zurückhaltung verletzt zu haben. Hintergrund ist die Veröffentlichung von Auszügen eines Entwurfsberichts zur internen Untersuchung gegen ihn in der Schweizer Presse.
Die SonntagsZeitung hatte am Wochenende berichtet, dass interne Ermittler Hinweise darauf gefunden hätten, Schwab habe Einfluss auf das renommierte Global Competitiveness Report des WEF genommen, um politisch sensible Interessen einzelner Regierungen zu schonen. Zudem habe er persönliche Ausgaben in Höhe von rund 900.000 Schweizer Franken (1,1 Mio. US-Dollar) eingereicht, deren Bezug zu WEF-Aktivitäten unzureichend belegt sei.
Schwab reagierte am Sonntag mit scharfen Worten. Er habe im Vertrauen auf Vertraulichkeit und Medienzurückhaltung vollumfänglich mit den Untersuchungen kooperiert, sehe sich nun jedoch „getäuscht“. Der Stiftungsrat halte sich „in keiner Weise an die Vereinbarung über mediale Zurückhaltung“. Weitere Mitwirkung in der Untersuchung schloss Schwab kategorisch aus.
Die interne Untersuchung wird von der Zürcher Kanzlei Homburger geführt und war im Frühjahr nach einem anonymen Whistleblower-Brief mit schwerwiegenden Vorwürfen gegen Schwab eingeleitet worden. Schwab, der im April von seinem Amt als Vorsitzender zurücktrat, hatte sich am 15. Juli persönlich den Ermittlern gestellt und Zugang zum Entwurf des Berichts erhalten, um Stellung zu nehmen.
Er wies die Vorwürfe erneut als „haltlos“ zurück und kündigte an, seine Interessen notfalls auch rechtlich zu verteidigen. Bereits im Mai hatte Schwab gegenüber der Financial Times erklärt, die Anschuldigungen seien „konstruiert“. Zudem hatte er eine Strafanzeige in der Schweiz wegen Verleumdung und Nötigung gegen unbekannt gestellt.
Der Konflikt hat sich inzwischen von einer internen Governance-Frage zu einem öffentlichen Schlagabtausch mit gegenseitigen Vorwürfen und juristischen Drohungen ausgeweitet. Das WEF selbst hat bislang erklärt, sich erst nach Abschluss der Untersuchung detailliert zu äußern, betonte aber, die Vorwürfe seien bislang nicht bewiesen.
Im Zentrum der Anschuldigungen steht das Global Competitiveness Report, das weltweit große Aufmerksamkeit findet und regelmäßig Diskussionen auf dem Davoser Treffen prägt. Dem Bericht zufolge soll Schwab persönlich Einfluss auf dessen Inhalte genommen haben.
Schwab hatte ursprünglich geplant, das Amt des Vorsitzenden bis 2027 im Rahmen eines geordneten Übergangs auszuüben. Der aktuelle Streit hat diese Pläne durchkreuzt und wirft zugleich Fragen zur Nachfolge auf. Laut Schwab hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde erwogen, ihre Amtszeit zu verkürzen, um seine Nachfolge anzutreten.
Der Abschlussbericht der Untersuchung wird laut WEF bis Ende August 2025 erwartet. Zu den jüngsten Veröffentlichungen wollte sich das WEF nicht äußern.