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Konsum soll Chinas Wirtschaft stützen – doch strukturelle Bremsen bleiben
Kurzfristige Subventionen treiben Chinas Konsum an, doch strukturelle Hürden hemmen langfristig die Kaufkraft.
Der staatlich geförderte Konsumaufschwung zeigt erste Wirkung: In den vergangenen Monaten legten die Einzelhandelsumsätze mit Haushalts- und Videoelektronik um mehr als 40 % zu, Kommunikationstechnik verzeichnete ein Plus von rund 30 %. Zwischen Januar und April beteiligten sich laut Handelsministerium über 34 Millionen Konsumenten an der Umtauschaktion für Elektrogeräte – dabei wurden Verkäufe im Wert von 174,5 Milliarden Yuan erzielt.
Trotzdem bleibt die strukturelle Schieflage bestehen. Das Wirtschaftswachstum fußt weiterhin auf Export und industrieller Produktion, während das schwache soziale Sicherungsnetz Haushalte zum Sparen zwingt. „Wenn der Fernseher nicht kaputt ist, kauft man auch mit Subvention keinen neuen“, sagt eine Kundin in Haikou. Sie verließ das Geschäft ohne Einkauf.
China reagiert damit auf den zunehmenden außenpolitischen Druck, insbesondere durch die anhaltenden Handelskonflikte mit den USA. Die Führung in Peking setzt erstmals in größerem Stil auf die eigene Bevölkerung als Wachstumsmotor. 300 Milliarden Yuan, rund 42 Milliarden US-Dollar, flossen in Subventionsprogramme für Neuanschaffungen bei Fahrzeugen und Haushaltsgeräten.
Doch während einzelne Konsumenten wie der Didi-Fahrer Ma Dejun mit Hilfe der Förderung neue E-Scooter oder Waschmaschinen erwerben, sinkt andernorts die Kauflaune. Grund sind stagnierende Löhne, deflationäre Tendenzen, ein schwächelnder Immobilienmarkt und hohe Jugendarbeitslosigkeit. Unternehmer wie Wu Shansheng klagen über rückläufige Umsätze und einen Margendruck, der sie zu Preissenkungen zwingt. „Jeder hat das Gefühl, dass er kein Geld hat“, sagt Wu nüchtern.
Präsident Xi Jinping selbst hat wiederholt klargemacht, dass der Fokus auf industrieller Selbstversorgung liegt. Von großzügigen Konsumförderprogrammen hält er wenig – aus Sorge vor einer Abhängigkeit von Staatsleistungen. Entsprechend vage bleiben die Details zu den angekündigten Strukturreformen, etwa höheren Löhnen, besseren Renten oder gezielter Unterstützung für Familien.
Auch volkswirtschaftlich zeigt sich das Ungleichgewicht deutlich: Chinas Sparquote lag laut Weltbank 2023 bei 44 % des BIP – mehr als doppelt so hoch wie in den USA. Damit fehlt der Binnenkonsum als nachhaltige Stütze für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ein Kurswechsel ist notwendig, doch dafür müsste Peking bereit sein, tiefgreifend umzuverteilen – ein Schritt, den die politische Führung bisher scheut.