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Krypto-Unternehmen drängen in den US-Bankenmarkt – Rückenwind durch Trump-Regime und Stablecoin-Gesetzgebung
US-Kryptoanbieter suchen Banklizenzen, um vom regulatorischen Klima und der Stablecoin-Dynamik unter Trump zu profitieren.

Ripple, Circle und BitGo haben Anträge für nationale Trust-Bank-Lizenzen gestellt, um sich stärker im traditionellen Finanzsystem zu verankern. Auch Kraken plant, noch im laufenden Monat Debit- und Kreditkarten auf den Markt zu bringen. Die Bewegung unterstreicht eine grundlegende Neuausrichtung der Kryptoindustrie: Weg vom Image des Systemsgegners, hin zu regulierten Finanzdienstleistern mit Zugang zu klassischen Bankinfrastrukturen.
„Es ist eine natürliche Konvergenz“, sagte Kraken-Co-CEO Arjun Sethi der Financial Times. Kraken besitzt bereits eine Lizenz in Wyoming, verzichtet aber bewusst auf eine umfassende Banklizenz. „Wir wollen keine Hypotheken anbieten, sondern mit den besten Partnern zusammenarbeiten“, so Sethi weiter.
Der regulatorische Rückenwind unter der Trump-Administration spielt den Unternehmen in die Karten. Anders als unter Joe Biden, dessen Regierung als krypto-feindlich galt, zeigt sich Washington derzeit offen für digitale Finanzinnovationen. Besonders im Fokus steht der Stablecoin-Markt. Neue Gesetzesinitiativen wie der Genius Act sollen die Regeln für Stablecoins verschärfen und ihre Verknüpfung mit US-Treasuries zementieren. Nur regulierte Banken oder lizenzierte Finanzdienstleister dürften künftig solche Produkte emittieren.
Circle bezeichnet eine nationale Trust-Bank-Lizenz von der OCC (Office of the Comptroller of the Currency) als „bedeutenden Schritt“ zur Integration digitaler Assets ins klassische Finanzsystem. Auch Ripple-CEO Brad Garlinghouse bestätigt, dass sein Unternehmen eine Master Account-Lizenz bei der US-Notenbank beantragt habe, um Stablecoin-Reserven direkt bei der Fed zu halten.
National Trust Banks dürfen Vermögenswerte verwahren und Zahlungen abwickeln, jedoch weder Einlagen annehmen noch Kredite vergeben. Dennoch verschafft die bundesweite Lizenz Zugang zum Finanzsystem, ohne in jedem Bundesstaat Einzelgenehmigungen einholen zu müssen.
Der Trend reicht weit über reine Kryptoanbieter hinaus. Robinhood, dessen Umsatz 2023 zur Hälfte aus Kryptohandel stammte, plant für Herbst eigene Bankdienstleistungen. CEO Vlad Tenev beschreibt das Ziel so: „Wir wollen alle finanziellen Bedürfnisse abdecken – von Steuern bis Nachlassplanung.“ Auch Revolut und Klarna arbeiten daran, ihr Kryptoangebot zu erweitern oder Banklizenzen zu sichern.
Parallel bereiten etablierte Banken wie Bank of America eigene Stablecoin-Projekte vor, sobald regulatorische Klarheit herrscht. „Diese Administration hat signalisiert, dass sie für Banklizenzen deutlich offener ist als die vorherige“, sagt David Portilla, Finanzmarktexperte der Kanzlei Davis Polk.