Renault setzt Maßstab bei Entwicklungszeiten – 20 neue Modelle in weniger als zwei Jahren

14.7.2025, 12:12

Renault verkürzt Entwicklungszeiten drastisch, um chinesischen Wettbewerbern bei Preis, Tempo und Software zu begegnen.

Eulerpool News 14. Juli 2025, 12:12

Renault bringt neue Fahrzeuge mittlerweile doppelt so schnell auf den Markt wie früher – und schneller als europäische Konkurrenten wie Volkswagen oder Stellantis. Mehr als 20 neue Modelle befinden sich in Vorbereitung, die jeweils in weniger als zwei Jahren entwickelt werden sollen. Herzstück der Strategie: weniger Bauteile, schnellere Entscheidungen, digitale Zwillinge und ein massiver Einsatz von Artificial Intelligence.

Der nächste Beleg für diese neue Geschwindigkeit kommt 2025: Der vollelektrische Twingo wird nach nur zwei Jahren Entwicklungszeit präsentiert, halb so lang wie zuvor. Noch schneller geht es beim Dacia-Minicar, das in nur 16 Monaten entwickelt wurde – kürzer als der chinesische Marktdurchschnitt von 18 bis 20 Monaten. Beide Fahrzeuge werden im slowenischen Novo Mesto gefertigt.

Renault profitiert dabei von seiner überschaubaren Größe. „Wir haben als kleineres Unternehmen die Chance, schneller zu sein als Volkswagen oder Stellantis“, sagt Cédric Combemorel, Deputy CTO. Während Wettbewerber ähnliche Ziele ausgeben, fehlt es oft an der konsequenten Umsetzung. Renault hat hingegen seit dem Amtsantritt von Luca de Meo, der demnächst zu Kering wechselt, systematisch auf Tempo getrimmt.

Die Innovationszyklen werden nicht nur durch Technik beschleunigt, sondern auch durch konsequente Reduktion der Komplexität. Wo früher 220 Ausstattungsvarianten zur Auswahl standen, sind es künftig nur noch rund 15 – ein Vorgehen, das sich chinesische Wettbewerber längst zunutze machen.

Der kulturelle Wandel bleibt jedoch eine Herausforderung. Auch Zulieferer müssen künftig schneller liefern – und den Beweis erbringen, dass ihre Komponenten unverzichtbar bleiben. Renault hat dafür 26 Millionen Euro in ein Simulationszentrum bei Paris investiert. Dort testen Ingenieure künftige Modelle mithilfe digitaler Zwillinge auf virtuellen Straßen, lange bevor ein physischer Prototyp gebaut wird. AI-gestützte Analysen sollen zudem Risiken in den Lieferketten frühzeitig erkennen und Ausfälle vermeiden.

Analysten wie Alexandre Marian von AlixPartners bleiben dennoch skeptisch, ob westliche Hersteller das chinesische Niveau jemals vollständig erreichen. Chinesische Produzenten bringen Fahrzeuge mit bis zu 50 Prozent weniger Kapitaleinsatz und 30 Prozent günstigeren Bauteilen in der halben Zeit auf den Markt. „Das gibt ihnen auf allen Ebenen Vorteile“, so Marian.

Guido Haak, Renaults Chief Programme Officer, räumt ein, dass europäische Hersteller von China lernen müssen: „Früher haben sie von uns gelernt – jetzt ist es umgekehrt.“ Doch er warnt vor der Gleichförmigkeit der Produkte. Renault will sich künftig über Design und Kundenerlebnis differenzieren. Haak: „Wer das nicht versteht, hat schon verloren.“

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