Die 40 im Dax gelisteten Unternehmen planen bis zum Jahr 2030 den Zukauf von rund 33 Millionen Tonnen CO₂-Zertifikaten – ein Vorhaben, das sie laut Berechnungen der Berliner Plattform Goodcarbon rund 500 Millionen Euro kosten dürfte. Die Investition soll helfen, die Klimabilanzen der Konzerne aufzubessern, bleibt aber in ihrer Wirksamkeit fraglich. Denn die freiwilligen Kompensationen decken lediglich einen Bruchteil der tatsächlichen Emissionen ab: 2024 etwa stießen die Konzerne insgesamt 173 Millionen Tonnen CO₂ aus.

Nach Auswertung aktueller Nachhaltigkeitsberichte durch Goodcarbon greifen bislang 28 Dax-Unternehmen freiwillig zu sogenannten Offsets. Der mit Abstand größte Käufer ist Volkswagen, das allein 2024 freiwillig Emissionen im Umfang von 6,7 Millionen Tonnen kompensiert – allerdings nur noch bis Jahresende. Auch DHL (1,1 Mio. Tonnen) und E.on (0,7 Mio. Tonnen) setzen auf Gutschriften, etwa um „klimaneutrale“ Sendungen oder grüne Gastarife anzubieten.

Doch die Qualität der Zertifikate schwankt erheblich. Während hochwertige „Removal“-Zertifikate CO₂ physisch aus der Atmosphäre entfernen – etwa durch Aufforstung –, dominieren am Markt günstigere Projekte zum Schutz bestehender Wälder oder zur Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern. Diese versprechen oft weniger überprüfbare Effekte.

Ein weiteres Problem liegt in der Gesamtstrategie der Unternehmen: Laut einer aktuellen Analyse von EY basieren noch immer 84 Prozent des Energieverbrauchs der Dax-Konzerne auf fossilen Quellen. Anstatt auf strukturellen Wandel durch Investitionen in Erneuerbare zu setzen, verlagern viele Konzerne ihre Klimastrategie auf externe Kompensationsmaßnahmen – mit hohem finanziellem Aufwand, aber begrenzter klimapolitischer Wirkung.