Economics

Inflation fällt auf EZB-Zielmarke – achte Zinssenkung der Notenbank gilt als sicher

Inflation nähert sich im Mai dem EZB-Ziel – Märkte rechnen fest mit einer Zinssenkung auf 2,0 Prozent am Donnerstag.

Eulerpool News 31. Mai 2025, 11:37

Die Inflation in der Euro-Zone hat sich im Mai auf den Zielwert der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent zubewegt – mit erheblichen Auswirkungen auf die geldpolitische Agenda. In Deutschland lagen die Verbraucherpreise laut Schnellschätzung bei 2,1 Prozent. Frankreich meldete eine Teuerung von nur 0,7 Prozent, Italien 1,7 Prozent und Spanien 1,9 Prozent. Für den Währungsraum insgesamt erwarten Ökonomen nun eine Inflationsrate zwischen 1,9 und 2,0 Prozent.

Damit stehen die Vorzeichen für den Zinsentscheid der EZB am kommenden Donnerstag klar: Eine weitere Senkung des Einlagensatzes von derzeit 2,25 auf 2,0 Prozent gilt als nahezu sicher. Es wäre der achte Zinsschritt nach unten seit dem Beginn der geldpolitischen Wende im Juni 2024, als die EZB den Satz noch bei 4,0 Prozent festgesetzt hatte.

Parallel zur sinkenden Teuerung zieht die Kreditvergabe wieder an. Laut aktuellen Daten der EZB stieg das Volumen neuer Unternehmenskredite im April um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei Konsumentenkrediten legten die Banken um 1,9 Prozent zu – ein Indikator dafür, dass die geldpolitische Lockerung in der Realwirtschaft ankommt.

Dämpfend auf die Preise wirken derzeit auch externe Faktoren: Der Euro hat gegenüber dem Dollar deutlich zugelegt, was Importe verbilligt. Gleichzeitig sind die Energiepreise weiter rückläufig – Öl und Gas kosteten im Mai 4,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Das bremst insbesondere die Verbraucherpreise in den stark importabhängigen Ländern der Euro-Zone.

Anders als die Gesamtinflation bleibt die Kernrate – also ohne Energie und Lebensmittel – mit 2,8 Prozent weiterhin erhöht. Grund dafür sind kräftige Lohnzuwächse, vor allem in Deutschland. Laut Bundesbank dürfte sich das Lohnwachstum im weiteren Jahresverlauf jedoch abschwächen, was auch bei den Dienstleistungspreisen für Entlastung sorgen könnte.

An den Märkten ist der nächste Zinsschritt längst eingepreist. Analysten von Commerzbank und Unicredit rechnen mit keiner nennenswerten Marktreaktion, solange die EZB wie erwartet liefert. Die geldpolitische Kommunikation wird inzwischen KI-gestützt analysiert – mit dem Ergebnis: Die Tonlage der Notenbanker ist aktuell deutlich expansiver als zu Jahresbeginn.

Widerspruch gegen eine Senkung kommt nur vereinzelt. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hat sich klar dagegen positioniert. EZB-Direktorin Isabel Schnabel bleibt zurückhaltend, plädiert für Stabilität auf aktuellem Zinsniveau. Bundesbankpräsident Joachim Nagel äußert sich demonstrativ neutral. Dennoch deutet fast alles auf eine weitere Lockerung hin – ein Szenario, das von Märkten und Unternehmen gleichermaßen erwartet wird.

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