Die britischen Aufsichtsbehörden blockieren laut der International Chamber of Commerce (ICC) dringend notwendige Reformen, die kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) Zugang zu bis zu 22 Milliarden Pfund an Handelsfinanzierung verschaffen könnten. In einem Schreiben an die Financial Conduct Authority (FCA) und die Prudential Regulation Authority (PRA) kritisiert ICC-Generalsekretär Chris Southworth die „veralteten, bürokratischen“ Rahmenbedingungen, die trotz neuer Digitalisierungsgesetze den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten weiter erschweren.
Während ein im Jahr 2023 verabschiedetes Gesetz zur Digitalisierung von Exportdokumenten deutliche Effizienzgewinne versprach, würden diese Fortschritte laut ICC durch aufwendige Compliance-Prüfungen und zu hohe Kapitalanforderungen wieder zunichtegemacht. Besonders betroffen seien kleinere Unternehmen, für die „know-your-customer“-Vorgaben und regulatorische Belastungen kaum zu bewältigen seien.
Die Forderung der ICC nach einem schlankeren, wachstumsorientierten Regelwerk erfolgt kurz nach der Vorstellung der neuen britischen Handelsstrategie. Diese soll die schwache Handelsentwicklung seit dem Brexit umkehren – ein Ziel, das laut ICC aber nur mit ambitionierteren Reformen erreicht werden könne. „Es ist Zeit für mehr Mut und ein agileres Regulierungsverständnis“, heißt es in dem Schreiben.
Regulatoren wiesen die Kritik zurück. Die FCA verwies auf geplante Erleichterungen bei Anti-Geldwäsche-Vorgaben für kleinere Transaktionen, die bereits mit der Regierung abgestimmt würden. Die PRA verwies auf ihre geplante Umsetzung der Basel-3.1-Regeln zum 1. Januar 2027, die explizit Kapitalerleichterungen für Handelsfinanzierungen vorsehen. Diese Maßnahmen seien teilweise direkt auf Anregungen der ICC zurückzuführen.
Southworth hingegen fordert eine deutliche Beschleunigung: Reformen müssten „innerhalb dieser Legislaturperiode Wirkung entfalten“, um dem Vereinigten Königreich wieder Wettbewerbsfähigkeit gegenüber agiler regulierten Märkten wie Hongkong, Indien oder den USA zu verschaffen.
Das Ministerium für Wirtschaft und Handel verteidigte den Zeitplan und hob hervor, dass der klare Umsetzungsfahrplan Unternehmen Planungssicherheit bis 2027 verschaffe. Doch während Behörden auf langfristige Prozesse setzen, wächst in der Wirtschaft der Druck nach kurzfristiger Entlastung. Der Reformstau droht sonst zur strukturellen Wettbewerbsbremse für britische Exporteure zu werden.