Economics
Industrieproduktion zieht im Mai an – Auto- und Pharmabranche trotzen Trumps Zollpolitik
Dank robuster Exporte stützen Auto- und Pharmaproduktion die deutsche Industrie trotz Trumps wachsendem Zolldruck.

Die deutsche Industrie hat im Mai ein deutliches Lebenszeichen gesendet. Laut Destatis stieg die Produktion gegenüber dem Vormonat um 1,2 % – doppelt so stark wie von Ökonomen erwartet. Damit wird der Rückgang von 1,6 % im April teilweise ausgeglichen, der vor allem durch die ersten Auswirkungen der US-Zollpolitik unter Donald Trump geprägt war.
Treiber der Entwicklung waren insbesondere der Fahrzeugbau, die Pharmabranche sowie die Energiewirtschaft. Hier legte die Produktion im Monatsvergleich um 4,9 %, 10,0 % bzw. 10,8 % zu. Gerade die Autoproduktion überrascht, da dieser Sektor bereits mit einem 25 %-Zoll auf Exporte in die USA belegt ist – anders als Pharma, das bislang verschont blieb.
Die Zahlen deuten auf gezieltes »Tariff front-running« hin: US-Abnehmer stocken offenbar ihre Lagerbestände auf, um künftigen Strafzöllen zuvorzukommen. Laut Franziska Palmas von Capital Economics zeigt sich die deutsche Industrie damit widerstandsfähiger als vielfach angenommen – selbst in Sektoren, die bereits betroffen sind.
Allerdings bleibt der Ausblick durchwachsen. Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe sank im Mai um 1,4 %, ein Signal für mögliche Bremsspuren in den kommenden Monaten. Auch Nachbarländer zeigen Schwäche: Frankreichs Industrieproduktion gab um 0,5 % nach, und der Eurozonen-Einzelhandel verzeichnete ein Minus von 0,7 %.
Hinzu kommt, dass deutsche Konsumenten weiterhin zögerlich bleiben. Die Sparquote steigt, während die Unsicherheit über wirtschaftliche Perspektiven anhält – trotz zuletzt rückläufiger Inflation, die sich dem 2 %-Ziel der Europäischen Zentralbank nähert.
Doch es gibt auch Hoffnung: Die anstehenden Konjunkturimpulse der Bundesregierung für Verteidigung und Infrastruktur könnten gegen Jahresende stützend wirken. Sollte es gleichzeitig zu weiteren Zinssenkungen kommen, könnte das Investitions- und Konsumklima auch im industriellen Umfeld nachhaltig profitieren.