Der Wohnungsneubau in Deutschland ist 2024 auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen. Laut Statistischem Bundesamt wurden im vergangenen Jahr lediglich 251.900 neue Wohnungen fertiggestellt – ein Rückgang von 14,4 Prozent oder 42.500 Einheiten im Vergleich zu 2023. Damit durchbricht der Sektor erstmals deutlich das Niveau der drei Vorjahre, die jeweils bei rund 294.000 Einheiten lagen.
Am stärksten betroffen ist der Bau von Einfamilienhäusern. Hier ging die Zahl der Fertigstellungen auf nur noch 54.400 zurück – rund 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Zweifamilienhäuser verzeichneten ebenfalls einen spürbaren Rückgang. Die Entwicklung unterstreicht, wie sehr insbesondere private Bauherren unter den stark gestiegenen Baukosten und den höheren Zinsen leiden.
Auch institutionelle Investoren bleiben zurückhaltend. Die langen Projektlaufzeiten verschärfen die Situation: Zwischen Genehmigung und Fertigstellung vergehen inzwischen im Schnitt 26 Monate – sechs Monate mehr als noch 2020. Die Kapitalbindung über längere Zeiträume macht Projekte weniger attraktiv, insbesondere in einem angespannten Zinsumfeld.
Der Rückgang trifft auf einen ohnehin angespannten Wohnungsmarkt. In vielen deutschen Großstädten steigen Mieten und Kaufpreise weiter, während Schätzungen zufolge Hunderttausende Wohnungen fehlen. Die frühere Ampelregierung hatte ihr Ziel von 400.000 Neubauwohnungen pro Jahr wiederholt verfehlt.
Die neue schwarz-rote Bundesregierung versucht gegenzusteuern. Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) kündigte einen „Wohnungsbau-Turbo“ an, mit dem Genehmigungsverfahren beschleunigt und zusätzliches Bauland mobilisiert werden soll. Ob das angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen ausreicht, bleibt fraglich.
Parallel nimmt der gesellschaftliche Druck zu. Die Initiative „Mietenstopp“ hat landesweit zu Protesttagen aufgerufen, um auf die ungebremste Mietdynamik aufmerksam zu machen. Kundgebungen, Fotoaktionen und Gespräche mit Betroffenen sind geplant – ein Ausdruck wachsender Unzufriedenheit mit der politischen Steuerung des Wohnungsmarkts.