BHP strebt Großübernahme von Anglo American an

Die Bergbauindustrie könnte schon bald Zeuge einer gigantischen Akquisition werden. Der führende Minenkonzern BHP Group plant den Erwerb des Wettbewerbers Anglo American, sofern letztere ihre südafrikanischen Platin- und Eisenerzgeschäfte abspalten und an ihre Aktionäre übertragen. Die Sparte umfasst unter anderem Anglo American Platinum und Kumba Iron Ore. Nach Offenlegung eines ungebetenen Übernahmeangebots durch Anglo American am Mittwochabend – und einer vorherigen Berichterstattung durch Bloomberg, basierend auf Insiderinformationen – könnte sich ein aufschlussreicher Deal anbahnen. Seit geraumer Zeit galt Anglo American als potenzieller Akquisitionsanwärter, insbesondere aufgrund der wertvollen Kupfervorkommen in Südamerika, die für die Branche immer wichtiger werden. Eine komplizierte Unternehmensstruktur sowie die vielfältigen Rohstoffinteressen und das ausgeprägte Engagement in Südafrika ließen bisherige Kaufinteressenten jedoch zögern. Im Falle einer Übernahme würde sich der Marktanteil von BHP durch die Hinzunahme von Anglo Americans vergleichsweise niedrigerer Kupferproduktion auf circa zehn Prozent erhöhen. Christopher Lafemina vom Analystenhaus Jefferies ist der Ansicht, dass die Transaktion wettbewerbliche Bedenken hervorrufen könnte, zumal die Politik Kupfer immer mehr als 'kritisch' einstuft. Zudem sei ein Bieterwettkampf nicht auszuschließen. Analysten von RBC betonen indes die Vorläufigkeit und Bedingtheit des Vorgehens und lassen verlauten, dass noch zahlreiche Details offen seien, einschließlich möglicher Synergien. Anglo Americans Geschäftsjahr war geprägt von Herausforderungen, darunter ein Preisverfall bestimmter Kernrohstoffe und reduzierte Produktionsziele infolge operativer Probleme. Als Resultat brach der Börsenwert ein. Das Unternehmen weist nach einem zwölfprozentigen Kursrückgang in den vergangenen zwölf Monaten derzeit eine Marktkapitalisierung von 27 Milliarden Pfund auf. Demgegenüber steht der Riese BHP mit einem Börsenwert von rund 139,3 Milliarden Euro. Auf der Handelsebene führten die Entwicklungen zu einem Anstieg der Anglo American-Aktien um 12 Prozent, während die Papiere von BHP um vier Prozent nachgaben.