Der Lithium-Markt in Aufruhr: Albemarle fordert staatliche Interventionen

Der weltweit größte Lithiumproduzent, Albemarle, ruft Regierungen dazu auf, die Dominanz Chinas auf dem Markt für Mineralien, die Elektroautos antreiben, zu lockern. Kent Masters, CEO des US-amerikanischen Unternehmens, fordert verstärkte Unterstützung von Ländern und Automobilherstellern, um der chinesischen Konkurrenz entgegenzutreten, nachdem der Markt für Lithium, einer Schlüsselkomponente von Batterien in Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen, eingebrochen ist. Masters betonte in einem Interview mit der Financial Times, dass sofortiges Handeln erforderlich sei, um westliche Lieferketten für Elektroautos aufzubauen. Ein drastischer Preisverfall bei Lithium erschwert es westlichen Unternehmen, mit den kostengünstigeren chinesischen Konkurrenten mitzuhalten, was Albemarle aus North Carolina gezwungen hat, seine Expansionspläne zu reduzieren. Der Preis für Lithium ist seit Anfang 2023 um mehr als 80 Prozent auf unter 12.000 US-Dollar pro Tonne gefallen. Grund dafür sind der globale Rückgang der Elektroautoverkäufe und ein Überangebot an dem Mineral. Zudem habe das Klimagesetz von US-Präsident Joe Biden, der Inflation Reduction Act, laut Masters nicht dazu beigetragen, die Abhängigkeit des Westens von chinesischen Materialien wie Lithium zu verringern. Albemarle kündigte am Mittwoch eine zweite Runde von Kostensenkungsmaßnahmen in diesem Jahr an, die das Stilllegen einer Produktionslinie und die Einstellung der Expansion in seiner Lithiumhydroxid-Raffinerie in Kemerton, Australien, beinhalten wird. Dieser Schritt, der eine Abschreibung in Höhe von etwa 1 Milliarde US-Dollar und den Abbau von 300 Arbeitsplätzen zur Folge haben wird, spiegelt die große Refiningvorteile Chinas, wie günstigere Baukosten, Subventionen und technisches Know-how wider. Mittlerweile hat die australische Ressourcenministerin Madeleine King beschleunigte Steueranreize für die Verarbeitung kritischer Mineralien zugesagt. Europäische Unternehmen wie AMG Critical Materials, die kurz vor der Eröffnung einer kleinen Lithiumraffinerie in Deutschland stehen, sind der Überzeugung, mithilfe modernster Technik die Betriebskosten senken zu können und somit mit China konkurrieren zu können. Laut Heinz Schimmelbusch, CEO von AMG Critical Materials, werden keine großen Hürden erwartet, um die erste Produktionslinie zu starten, da Deutschland eine lange Geschichte im Umgang mit Lithium und Chemikalien hat. Masters betont die Bedeutung des IRA, des 369 Milliarden US-Dollar schweren Klimagesetzes von Biden, das den Bau zahlreicher Elektroauto- und Batteriefabriken in den USA angestoßen hat. Dennoch habe es "noch nicht wirklich auf kritische Mineralien durchgeschlagen". Albemarle verfolgt eine Strategie, bei der Automobilhersteller für Lithium einen Aufpreis zahlen sollen, der ihnen Steuervergünstigungen auf ihre Fahrzeuge im Rahmen des IRA sichern würde. Diese profitieren von einer Steuergutschrift in Höhe von 3.750 US-Dollar auf Elektrofahrzeuge, wenn die Batterie einen bestimmten Anteil an heimischen Materialien oder solchen aus ausgewählten Handelspartnern oder dem Recycling enthält. Im zweiten Quartal verzeichnete Albemarle einen Nettoverlust von 188 Millionen US-Dollar, im Gegensatz zu einem Nettogewinn von 650 Millionen US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Analysten von Berenberg betonten, dass das Unternehmen möglicherweise eine Kapitalspritze von 2 Milliarden US-Dollar benötigt, um einen Bruch seiner Schuldenvereinbarungen im nächsten Jahr zu vermeiden. Masters jedoch zeigte sich zuversichtlich, dass das Unternehmen den Abschwung mithilfe seiner Bilanz überstehen könne.