Heftige Handelsstreitigkeiten: Carrefour und das Mercosur-Dilemma

Die Ankündigung des französischen Einzelhandelsriesen Carrefour, kein Fleisch aus dem Mercosur-Handelsblock zu beziehen, entfacht heftige Reaktionen in Brasilien. Alexandre Bompard, CEO von Carrefour, stellte sich hinter die protestierenden französischen Landwirte und erklärte auf LinkedIn, dass das Unternehmen Fleischimporte aus der Mercosur-Region stoppen werde. Diese Entscheidung erfolgt in enger Abstimmung mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich ebenfalls kritisch gegenüber dem noch in Verhandlung befindlichen EU-Mercosur-Freihandelsabkommen zeigt. Beide äußerten Bedenken hinsichtlich der Qualität französischer Agrarprodukte und der Bedrohung durch billigere Importe. Neben Carrefour schließt sich auch der Lebensmittelhändler Les Mousquetaires, Betreiber der Marken Intermarché und Netto, dem Widerstand an und lehnt den Verkauf von Fleisch aus südamerikanischen Ländern ab. Diese ablehnende Haltung von Seiten der französischen Unternehmen hat in Brasilien, Heimat der Fleischgiganten JBS und Marfrig Global Foods, zu erhitzten Gemütern geführt. Die brasilianischen Industrieverbände drohen nun, den heimischen Carrefour-Filialen die Fleischlieferungen einzustellen. Das brasilianische Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht weist die Vorwürfe vehement zurück und betont die hervorragende Qualität und Einhaltung internationaler Standards der brasilianischen Landwirtschaft. In einem Statement kritisiert das Ministerium die Aussagen von Carrefour-CEO Bompard und hebt das Engagement Brasiliens für die Qualität, Gesundheit und Nachhaltigkeit seiner Agrarprodukte hervor. Auch die Brasilianische Vereinigung der Fleisch exportierenden Industrien (ABIEC) meldete sich zu Wort und wies in einem gemeinsamen Statement mit fünf weiteren Organisationen die vermeintlichen Angriffe auf die Mercosur-Landwirtschaft zurück. Berichten zufolge haben einige brasilianische Fleischverpackungsunternehmen nun beschlossen, lokale Carrefour-Geschäfte nicht mehr zu beliefern, um Bompards Versprechen in Frankreich entgegenzuwirken.