Ab dem 8. Juli beginnt in den USA ein Wettlauf um die Kaufkraft der Verbraucher: Amazon und Walmart starten ihre wichtigsten Verkaufsaktionen exakt am selben Tag – und weiten die Dauer der jeweiligen Events spürbar aus. Während Amazon sein „Prime Day“-Format erstmals auf vier Tage verlängert, kontert Walmart mit einer sechstägigen Rabattschlacht – sowohl online als auch in allen 4.600 US-Filialen.
Damit prallen zwei Giganten aufeinander, die zunehmend um dieselbe Kundschaft kämpfen. Amazon dominiert mit über 40 Prozent Marktanteil weiterhin den Onlinehandel, wie Daten von Emarketer zeigen. Doch Walmart, traditionell im stationären Handel stark, meldet im E-Commerce ein jährliches Wachstum von über 20 Prozent und hat seine Onlineinfrastruktur massiv ausgebaut.
Beide Konzerne verfolgen damit eine ähnliche Strategie: Die als eher träges Sommerloch bekannte Zeit direkt nach dem 4. Juli wird zur Verkaufsplattform mit teils höheren Umsätzen als der klassische Black Friday im November. Bank of America erwartet für Amazons Prime Day dieses Jahr einen Bruttowarenwert von rund 23 Mrd. US-Dollar.
Walmart will mit seiner eigenen Kampagne „Walmart Deals“ nicht nur digital aufholen, sondern setzt zusätzlich auf seine physische Präsenz – ein Vorteil, den Amazon nicht hat. Frühzeitiger Zugang für Abonnenten des hauseigenen Abo-Dienstes Walmart+ soll zusätzlich Anreize schaffen. Gleichzeitig werden Mitgliedschaften stark rabattiert, um mit Amazons Prime-Angebot gleichzuziehen. Letzteres ist laut einer Umfrage von Jefferies weiterhin dreimal beliebter.
Amazon wiederum reagiert spürbar auf die verschärfte Konkurrenz. Die Verlängerung der Aktionsdauer deutet laut Analysten auf robuste Lagerbestände hin – trotz der anhaltenden Unsicherheiten rund um Importzölle. Dritte Händler, wie das Unternehmen Pattern, das auf beiden Plattformen verkauft, berichten bereits von wachsender Relevanz Walmarts. „Wir profitieren davon, dass Amazon den Druck von anderen Marktplätzen spürt“, so Jared Mason, Vizepräsident bei Pattern.
Was vor zehn Jahren als reine Online-Initiative von Amazon begann, ist heute zu einem de facto landesweiten Verkaufswettbewerb herangewachsen. Dass nun beide Unternehmen gleichzeitig und mit voller Wucht in den Wettbewerb treten, markiert eine neue Eskalationsstufe im Kampf um die digitale Vorherrschaft im US-Einzelhandel.