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Apple unter Druck – Trumps Zoll-Drohung trifft Aktie im empfindlichen Moment

Zollrhetorik aus Washington setzt Apple zu – Gewinnschätzungen sinken, Investoren zweifeln an der Kursentwicklung.

Eulerpool News 28. Mai 2025, 16:23

Apple-Aktien haben in acht aufeinanderfolgenden Handelssitzungen nachgegeben – der längste Verlustzyklus seit Januar 2022. Am Freitag fiel der Kurs erneut um 3 %, nachdem Donald Trump erklärte, iPhones müssten künftig in den USA produziert werden – andernfalls drohten 25 % Einfuhrzoll. Für den wertvollsten börsennotierten Techkonzern der Welt ist das nicht nur politisch brisant, sondern auch bilanziell riskant.

Die Analystenmeinungen sind geteilt. Während viele eine tatsächliche Umsetzung der Zölle für unwahrscheinlich halten, ist der Schaden dennoch real: Bloomberg Intelligence rechnet im Worst Case mit einem Rückgang der Bruttomarge um bis zu 350 Basispunkte im Fiskaljahr 2026. Citi sieht einen Gewinnrückgang von rund 4 %. Bank of America hat errechnet, dass ein iPhone bei vollständiger US-Produktion bis zu 90 % teurer werden könnte. Wedbush spricht gar von einem theoretischen Preis von 3.500 US-Dollar.

Trotzdem blieb die Marktreaktion vergleichsweise verhalten. Laut Matt Stucky von Northwestern Mutual zeigt der moderate Kursrückgang am Freitag, dass Anleger den Zolldrohungen derzeit nur begrenzte Wahrscheinlichkeit beimessen. Doch der psychologische Effekt wiegt schwerer: "Eine Handelsgranate über dem Kopf eines Drei-Billionen-Dollar-Unternehmens ist Gift für das Vertrauen", sagt Haris Khurshid von Karobaar Capital.

Die Zahlen untermauern den Abwärtstrend. Apple ist mit einem Kursverlust von 22 % seit Jahresbeginn der mit Abstand schwächste Titel unter den „Magnificent Seven“. Zum Vergleich: Der Nasdaq 100 notiert im selben Zeitraum nahezu unverändert. Analysten haben ihre Gewinnschätzungen für 2026 um 5,1 % gesenkt, die Umsatzerwartungen um 3,9 %. Damit steigt das KGV, das aktuell bei 26 liegt – höher als bei anderen Megacaps mit dynamischerem Wachstum.

Während Apple in den vergangenen Jahren von starker Nachfrage und Preissetzungsmacht profitierte, ist die aktuelle Lage komplizierter. Einerseits schwächelt das Wachstum, andererseits bereiten AI-Initiativen bislang keine überzeugenden Ergebnisse. Hinzu kommt ein hochkomplexes, globales Liefernetz, das sich nicht kurzfristig auf US-Fertigung umstellen lässt. Analyst Daniel Ives bringt es auf den Punkt: "Inländische iPhone-Produktion ist ein Märchen – logistisch nicht darstellbar."

Ironischerweise könnte ein flächendeckender Zoll auf ausländische Smartphones Apple sogar nützen. JPMorgan-Analyst Samik Chatterjee verweist darauf, dass Wettbewerber wie Samsung oder Xiaomi gleichermaßen betroffen wären – Apples Verhandlungsmacht gegenüber Kunden und Zulieferern dürfte relativ zulegen.

Die Märkte bleiben jedoch vorsichtig. Die Volatilität der Apple-Aktie – gemessen am CBOE Apple VIX – sprang vergangene Woche um über 30 % nach oben. Nach Jahren konstanter Performance muss sich Apple nun der Realität eines schwierigen makro- und geopolitischen Umfelds stellen – und Investoren der Frage, ob das bisherige Bewertungsniveau noch gerechtfertigt ist.

Apple befindet sich in einem Dilemma ohne einfache Lösung. Oder wie ein Portfoliomanager es ausdrückte: „Derzeit versucht man, ein fallendes Messer zu fangen.“

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